Fünf Tage nach Krebsdiagnose
Choreographin Pina Bausch gestorben
Stand: 30.06.2009, 18:44 Uhr
Die weltberühmte Wuppertaler Choreographin Pina Bausch ist am Dienstag (30.06.2009) gestorben. Nach Angaben des Wuppertaler Tanztheaters starb die 68-Jährige am frühen Morgen. Nioch Mitte Juni war sie auf der Bühne gefeiert worden.
Erst vor fünf Tagen sei bei Bausch eine Krebserkrankung festgestellt worden, sagte eine Sprecherin des Wuppertaler Tantheaters. Noch Mitte Juni 2009 stand Bausch in Wuppertal auf der Bühne. Als die Choreographin nach der Uraufführung des neuen Tanzabends der Compagnie inmitten ihrer Tänzerinnen und Tänzer auftrat, um den Schlussbeifall entgegenzunehmen, erhoben sich die Zuschauer von den Stühlen.
Bausch galt mit ihrem Wuppertaler Ensemble international als herausragende Repräsentantin des modernen Tanztheaters, als Erneuerin der Tanzkunst. Sie wurde mit höchsten internationalen Preisen ausgezeichnet.
Rüttgers würdigte ihre Leistung
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würdigte Bausch als eine der größten Künstlerinnen Deutschlands. "Sie hat die Sicht auf das Tanztheater völlig neu erfunden", erklärte Rüttgers am Dienstag (29.06.09) in Düsseldorf. "Wir sind dankbar für das, was sie für unser Land und die Kunst in aller Welt geleistet hat." Nordrhein-Westfalen werde seinen Beitrag dazu leisten, "dass dieses Werk nicht verweht". Es solle nachfolgenden Künstlergenerationen als "Lernobjekt und Objekt der Bewunderung" zur Verfügung stehen.
Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) erklärte zum Tod der Ehrenbürgerin, Bausch habe "in ihrer ganz besonderen Art von Wuppertal aus die Tanzwelt revolutioniert". Sie habe sich immer zu der Stadt im Bergischen Land bekannt und sei Wuppertal stets tief verbunden geblieben. Der Leiter des Tanztheaters Münster, Choreograph Daniel Goldin, zeigte sich "tief betroffen" vom Tod Pina Bauschs. Auch die Leitung des Internationalen Tschechow-Theaterfestivals in Moskau bedauerte ihren Tod. Pina Bausch sollte am 13. Juli eine große Pressekonferenz in der russischen Hauptstadt geben.
Direktorin des Tanztheaters Wuppertal
Im nordrhein-westfälischen Solingen geboren, studierte sie schon mit 14 Jahren bei Kurt Jooss an der Essener Folkwangschule. Nach ihrem Abschluss wechselte sie an die berühmte Juilliard School in New York. 1962 kehrte Bausch nach Deutschland zurück, wo sie zunächst in dem von Jooss neugegründeten Folkwang-Ballett tanzte.
Nur sechs Jahre später machte sie mit eigenen Choreographien auf sich aufmerksam. 1973 wurde Pina Bausch Direktorin des neugegründeten Tanztheaters Wuppertal, das fortan ihren Namen trug und mit abendfüllenden Werken begeisterte. Bausch wurde mit internationalen Auszeichnungen und Preisen wie dem japanischen Kyoto-Preis oder dem Goldenen Löwen der Biennale von Venedig überhäuft. 1982 übernahm sie eine Rolle in Federico Fellinis Film "E la nave va". Einen eigenen Kinofilm brachte sie mit "Die Klage der Kaiserin" 1990 heraus.
Bewegung als Ausdruck des Innersten
Die ersten eigenen Choreographien Bauschs waren noch stark dem Modern Dance verpflichtet. Seit Mitte der 1970er Jahre änderte sie aber nach und nach ihren Stil und integrierte immer mehr Gesang, Sprache, Alltagsgesten und Pantomime. Dabei spielt die Bewegung als Ausdruck des Innersten bei ihr stets eine sehr große Rolle. Ihre Stücke handeln von persönlichen und gleichzeitig universellen Themen wie Angst, Tod, Liebe und Sehnsucht. Was die Menschen bewegt, das interessiere sie viel mehr als wie sie sich bewegten, sagte Bausch einmal.
In Wuppertal erregte sie zuerst mit ihren Tanzversionen von Gluck-Opern und Strawinskys "Sacre du Printemps" Aufsehen. Ihre radikale tänzerische Umsetzung der Bartok-Oper "Herzog Blaubarts Burg" (1977) wurde von einem wütenden Publikum seinerzeit mit Türenknallen quittiert. Choreographie, Kostüme und Musik der Bausch-Produktionen brachen radikal mit gängigen Vorstellungen. Getanzt wurde bei ihr mitunter in knöcheltiefem Wasser, auf Torf oder zwischen Plastik-Nelken. In der Öffentlichkeit nahm Bausch selten Stellung zu ihren Produktionen. Sie blieb bei Premierenfeiern lieber ketterauchend im Hintergrund.