Kommunen fürchten um zehntausende Jobs
Der Bergbau geht - Hoffen auf Hilfe
Stand: 03.02.2007, 10:45 Uhr
Wenn auch das Datum noch nicht feststeht, klar ist: Der Bergbau in NRW nähert sich dem Ende. Die Kommunen rechnen landesweit mit dem Wegfall mehrerer zehntausend Arbeitsplätze im Bergbau und abhängigen Bereichen. Sie hoffen auf Geld von Bund und Land.
Besonders hart trifft es den Kreis Recklinghausen und das vom BenQ-Aus gebeutelte Kamp-Lintfort. An jedem der über 3.500 Zechen- Jobs hängen nach Darstellung von Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt (SPD) 1,5 Arbeitsplätze. "Ohne BenQ sind das rund 5.000 Jobs in der Region, in Kamp-Lintfort davon 2.500." Durch die BenQ-Krise würden weitere 1.600 Arbeitsplätze verloren gehen.
Erwartungen an Bund und Land
Auffangen will Landscheidt den Aderlass durch Projekte in der mobilen Kommunikation sowie der Logistik - in Zusammenarbeit mit der Montan-Grundstücksgesellschaft, die alte Zechenflächen erschließen soll. Von Land und Bund erwartet der Bürgermeister eine Anschubfinanzierung und gezielte Projektförderung. In einem Brief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe er angemahnt, die Niederrhein-Region als Förderschwerpunkt anzuerkennen. "Außerdem sollte der 'weiße Bereich' der Ruhrkohle nach dem Börsengang dann auch da hingehen, wo Bergwerke schließen - als Kompensation."
Der Landrat des Kreises Recklinghausen, Jochen Welt (SPD), sagte: "Die Region muss jetzt in die Lage versetzt werden, in Zukunftstechnologien investieren zu können." Dazu müssten die durch den Wegfall von Kohlesubventionen eingesparten Mittel den Städten zur Verfügung gestellt werden.
Gelsenkirchen mitten im Strukturwandel
Auch Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) erwartet eine Kompensation für den Wegfall des Bergbaus. "Es muss Ersatzarbeitsplätze geben", sagte der Sprecher des Zusammenschlusses führender SPD-Politiker im Ruhrgebiet. Die Stadt hofft zum Beispiel auf Landeshilfen bei der Ansiedlung einer neuen Solarfabrik. Der Strukturwandel sei im Revier noch lange nicht abgeschlossen, meinte Baranowski.
Hamm setzt weiter auf Kohle
Die Stadt Hamm und der Kreis Unna sprachen sich für einen Erhalt des Bergwerks Ost in Hamm aus. Die Entscheidung gegen einen Sockelbergbau sei ein einschneidender Eingriff, erklärte Landrat, Michael Makiolla (SPD). Er forderte finanzielle Hilfen des Landes und des Bundes. Wie Makiolla hofft auch die Stadt Hamm nach Angaben eines Sprechers auf das geplante Abbaugebiet "Donar", das die Zukunft des Bergwerks Ost sichern soll. "Donar" soll nach RAG-Plänen privat finanziert werden und subventionsfrei hochwertige Kokskohle liefern.
Gelassenheit in Duisburg
Duisburg sieht die Ergebnisse des Kohlegipfels relativ gelassen: "Die Zeche wird am 30. Juni 2008 schließen - es wird wohl kein Vorziehen geben, das scheint klar", meint Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Das Thema Walsum sei für die Stadt beendet, "dadurch dass es mit der Steag auf der Fläche eine Nachnutzung gibt". Dort entstehe mit dem Block 10 das modernste Kohlekraftwerk der Welt. Land und Bund sollten trotzdem Strukturmittel zur Verfügung stellen.
Bottrop hofft auf die RAG
Bottrops Oberbürgermeister Peter Noetzel (SPD) sagte, die Stadt müsse zwei Ziele verfolgen. Es gelte, das Bergwerk Prosper-Haniel zu unterstützen, um gute Voraussetzungen für eine mögliche Revision der Entscheidung im Jahr 2012 zu schaffen. Daneben müssten Perspektiven für neue Wirtschaftszweige entwickelt werden. Das könne die Stadt nicht allein schultern. Da falle nicht nur Fördertöpfen, sondern auch der RAG eine besondere Rolle zu.