Bergbauzulieferer und Zechenschließungen
Keine Kohle mehr mit Steinkohle
Stand: 14.12.2006, 20:53 Uhr
Der Kohlegipfel in Berlin brachte am Donnerstag (14.12.2006) keine Einigung über die Zukunft der Steinkohlezechen. NRW will den unrentablen Abbau nicht länger subventionieren. Doch was wird aus den vielen Zuliefer-Firmen, die in der Steinkohle-Industrie wirtschaften?
Von Janine Flocke
"Wir bauen Getriebe für den Kohlebergbau, aber seit 25 Jahren beliefern wir auch Windenergie-Anlagen", sagt Matthias Wenning von der Flender AG in Bocholt im westlichen Münsterland. Dass die Steinkohle in NRW keine große Zukunft mehr hat, zeichnete sich für Branchenkenner schon in den 90er Jahren ab. "Die Zechenschließungen treffen daher kaum ein Unternehmen unvorbereitet", meint Christoph Weber, Professor am Lehrstuhl für Energiewirtschaft der Universität Duisburg-Essen.
Für einige Firmen besteht die Chance einen Energie-Wechsel zu vollziehen, also demnächst statt Steinkohlezechen Windminen zu beliefern. Denn dieser Markt wächst, trotz aller Kritik an der neuen Energiequelle, besonders schnell. Der Getriebebauer Flender hat diese Chance früh erkannt und für sich erschlossen. Die Nachfrage der Windenergie-Industrie nach den Getrieben der Firma stieg rasch an. In der Folge gründete Flender ein Tochterunternehmen, die Winergy AG, das heute im zweistelligen Bereich wächst. Mittlerweile entwickelt das Unternehmen alle Maschinenteile, die für eine Windkraftanlage nötig sind. Mit Stellenabbau rechnet Flender bei den Bergbau-Zulieferern nicht. "Der Maschinenbaubranche geht es sehr gut. Wir haben eher einen Mangel an fähigen Mitarbeitern", sagt Matthias Wenning.
Neue Anforderungen an Mitarbeiter
Allerdings müssen sich die Mitarbeiter teilweise weiterqualifizieren, um für die Zukunft fit zu sein. Flender bildet deshalb nicht nur aus, sondern sucht auch spezialisierte Facharbeiter aus dem Metall-Bereich. Um diesen Bedarf zu decken, hat Flender ein eigenes Fortbildungsprogramm entwickelt. "Wir bilden unsere Mitarbeiter so fort, dass sie die Anforderungen unserer Firma passgenau erfüllen. Diese Mitarbeiter haben bei uns natürlich eine sehr gute berufliche Perspektive", sagt Matthias Wenning. Auf die neuen Anforderungen müssen sich aber nicht nur Mitarbeiter einstellen. Denn während der Absatzmarkt für die Bergbau-Zulieferer bisher buchstäblich vor der Haustür lag, müssen sie sich nun auf dem globalen Markt durchsetzen.
Florierende Märkte im Ausland
"Die Unternehmen müssen sich und ihre Produkte verstärkt international präsentieren, um mehr Kunden zu gewinnen und am internationalen Rohstoffboom teilzuhaben", sagt Professor Weber. Märkte für die Bergbauzuliefer-Industrie gibt es aber auch weiterhin. Nur liegen die heute in China, Australien und Kanada. Nur Polen liegt als Steinkohlestandort etwas näher. "Der potenzielle Kunde aus diesen Ländern kann nicht kurz ins Ruhrgebiet kommen und sich das Produkt vor Ort im Einsatz anschauen", sagt Christoph Weber.
Auch wenn daher zunächst größere Investitionen und eine andere Präsentationsform nötig sind, lohnt sich das Engagement auf den fernen Kohlemärkten. "Es gibt Firmen, die sich nicht einfach auf andere Branchen oder Energien umorientieren können, weil sie auf den Bergbau spezialisiert sind. Die können sich aber im Ausland sehr gute Märkte erschließen", sagt Weber. Dort wird Steinkohle gewinnbringend abgebaut, so dass sich dort langfristig zuverlässige Absatzmöglichkeiten ergeben können. "Einige Firmen, auch Mittelständler und Kleinstunternehmen, machen heute schon rund 80 Prozent ihres Umsatzes im Ausland", sagt Christoph Weber. Der Einstieg in den globalen Markt gelingt deutschen Maschinenbauern relativ schnell. "Der Ruf der Branche ist international ausgezeichnet", meint Matthias Wenning.