Das kleine Gotteshaus, das sein Vater ihm hinterließ, war sicherlich eines Königs würdig. Aber Aachen war Karls Lieblingsresidenz, Sitz der Macht im Reich der Franken, das er zum "Neuen Rom" machen wollte - und so ließ er über dem alten Altar eine neue Pfalzkapelle errichten, die die Zeitgenossen in Erstaunen versetzte. Karl ließ für den Bau kostbare antike Säulen und eine römische Bärin herbeischaffen, karolingische Kunsthandwerker schmiedeten die Bronzegitter der Empore und die Tore an den Eingängen.
Steingewordene Theologie
Ein Prachtbau und eine würdige Begräbnisstätte für den Reichsgründer: Am 28. Januar 814, seinem Todestag, wurde Karl im Dom begraben. Drei Jahrhunderte später wurde er heilig gesprochen - was heute für Stirnrunzeln sorgt, weil er fromm, aber auch grausam war und sein Lebenswandel ganz bestimmt nicht christlich. Der goldene Karlsschrein mit seinen Gebeinen ist, moralische Bedenken hin oder her, immer noch eine Attraktion für die Gläubigen, die zu Tausenden nach Aachen pilgern. Wallfahrtsort, Krönungsort, historisch und architektonisch einzigartig und mit einer überreich gefüllten Domschatzkammer: Da ist es fast selbstverständlich, dass die Unesco den Dom 1978 in die Liste des Welterbes aufnahm - als erstes deutsches Bauwerk überhaupt.