Eine Frau geht an einem geschlossenen Schlecker-Markt vorbei

2.500 Mitarbeiter in NRW betroffen

Das Schlecker-Aus und die Folgen für NRW

Stand: 01.06.2012, 18:00 Uhr

Bis zuletzt hatten sie gebangt und gehofft. Am Freitagmittag (01.06.2012) machte der Gläubiger-Ausschuss alle Zuversicht der rund 2.500 Schlecker-Mitarbeiter zunichte. Ihr Arbeitgeber wird abgewickelt.

Von Robert Franz

"Wir fordern von der Bundesregierung eine Transfergesellschaft", erklärt Liselotte Hinz, Leiterin des Fachbereichs Handel bei Verdi.NRW, im Telefongespräch mit WDR.de. Nach dem endgültigen Aus für Schlecker ist sie am Freitagmittag (01.06.2012) spontan mit rund 70 Betriebsräten vor das Kanzleramt gezogen. Auf Hinz kommt in den nächsten Tagen viel Arbeit zu. Am Montag wird sie sich mit etwa 100 Mitarbeitern der insolventen Drogeriemarkt-Kette in Düsseldorf treffen, um "auszuloten" was nun nötig und möglich ist. Hilfe erwartet sie dabei von NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD), der ebenfalls bei diesem Treffen dabei sein wird.

Politischer Zwist um die richtigen Hilfen

Wo Schneider die Verantwortung für das Scheitern der Übernahmeverhandlungen für Schlecker sieht, hat er bereits am Freitag deutlich gemacht: "Die FDP stufte die Marktgesetze höher ein als die sozialen Belange der Arbeitnehmer." Aus Sicht des Arbeitsministers wäre es sinnvoller gewesen, mit einer Transfergesellschaft Zeit zu gewinnen. Zudem fordert er seine Amtskollegin im Bund, Ursula von der Leyen (CDU), zu "unorthodoxen" Maßnahmen auf, um den überwiegend weiblichen Mitarbeitern schnelle Hilfe zukommen zu lassen. Christian Lindner, FDP-Parteichef in NRW, widerspricht dem Landesarbeitsminister und lehnt eine aus Steuergeldern finanzierte Transfergesellschaft ab. "Anstelle einer staatlichen Warteschleife ist jetzt die Bundesagentur für Arbeit gefordert", so Lindner. Die hohe Zahl freier Stellen im Handel sei für die Schlecker-Mitarbeiter die bessere Chance, schnell wieder dauerhaft in Arbeit zu finden.

Probleme bei der Jobsuche

Wie viele Schlecker-Mitarbeiter aus den 564 verbliebenen Filialen sich in den kommenden Tagen arbeitslos melden werden, vermag die Arbeitsagentur NRW am Freitagnachmittag (01.06.2012) noch nicht abzuschätzen. "Es könnten aber noch einmal so viele werden, wie in der ersten Entlassungswelle", schätzt Sprecherin Aneta Schikora. Vor knapp einem Monat hatten sich dort 2.558 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeldet. Mit ihnen haben die Arbeitsämter im Land bereits jetzt gut zu tun, denn nur 171 von ihnen konnten bereits in eine neue Arbeitsstelle vermittelt werden. 590 Ex-Schleckerbeschäftigte besuchen gerade Aus- und Fortbildungsmaßnahmen. "Viele von ihnen müssen neue Techniken lernen, etwa moderne Kassensysteme oder die elektronische Logistik", berichtet die Sprecherin der Arbeitsagentur NRW. Zudem hätten viele keine abgeschlossene Berufsausbildung, was die Vermittlung auch nicht gerade erleichtere. Als problematisch erweise sich auch, dass Schlecker übertarifliche Löhne gezahlt hätte. Dieses Geld sei fest in vielen Haushaltskassen eingeplant gewesen und reiße bei den Betroffenen nun Finanzlücken auf.

Es wird nicht einfacher

Welche Folgen es habe werde, wenn in wenigen Tagen noch einmal so viele Ex-Beschäftigte auf den Arbeitsmarkt drängten, vermag die NRW-Arbeitsagentur wenige Stunden nach dem endgültigen Aus von Schlecker noch nicht abzuschätzen. Dass es aber nicht gerade einfacher werde, sei offensichtlich. Um den Mitarbeitern entgegenzukommen, wollen die Arbeitsvermittler in NRW flexibel reagieren. So würden etwa Beratungstermine auch mal in die Abendstunden verlegt, um sich der Arbeitssituation anzupassen. Noch haben die 2.500 Schlecker-Beschäftigten in NRW ja Arbeit ...

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