Blog-Affäre um Konstantin Neven DuMont
Post vom Verleger
Stand: 20.10.2010, 17:25 Uhr
Der Fall sorgt für Aufsehen: Medienjournalist Niggemeier geht hunderten Kommentaren in seinem Blog nach und kommt zu dem Urteil: Die Kommentare stammten wahrscheinlich vom Verleger Konstantin Neven DuMont. Die Branche lästert.
Von Daniel Fiene
Dass Konstantin Neven DuMont fasziniert vom Internet ist, zeigt sich an vielen Stellen. In dem sozialen Netzwerk Facebook diskutiert er auf seiner öffentlichen Pinnwand über Themen, die ihm wichtig sind. Sehr engagiert kommentiert er persönlich in Weblogs rund um moderne Themen. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier (u.a. Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung und Mitbegründer des Bildblogs) hat jetzt viele Kommentare seines Blogs untersucht, die alle eins gemeinsam zu haben scheinen: Die E-Mail- und die IP-Adresse von Konstantin Neven DuMont.
Das führt Niggemeier zu der Frage: "Ist es denkbar, dass einer der wichtigsten Medienmanager Deutschlands über Monate in diesem Blog unter einer Vielzahl wechselnder Pseudonyme eine dreistellige Zahl von teils irren Kommentaren abgibt, in denen er auf eigene Beiträge verweist, mich und seine Konkurrenz beschimpft, wüste Verschwörungstheorien strickt und seine verschiedenen Identitäten miteinander diskutieren lässt?"
Konstantin alias Glotze, Gläubiger und Igitt?
Skurril, die mehr als 80 Namen, die Niggemeier dem ominösen Kommentator in seinem Blog zuschreibt. Von "Avant" über "Glotze" und "Kritiker" bis hin zu "Himmlischer Friede". In einem Kommentar schreibt der Kritiker unter den Namen Charles: "Es ist äußerst schwach vom Niggemeier, dass er hier den Bundespräsidenten einseitig hochjubelt. Aber das ist halt die Art von Niggemeier und seinen Freunden." An anderer Stelle ist zu lesen: "Wirklich wichtige Themen interessieren Niggemeier nicht. Über die Umverteilung von Arm nach Reich lacht er sich kaputt. Auch der Umweltschutz geht ihm am Allerwertesten vorbei. Stattdessen ergötzt er sich an der Diskreditierung vermeintlicher Wettbewerber der FAZ." Interessant: Die FAZ ist direkter Konkurrent der Frankfurter Rundschau, eines Produktes aus dem Hause DuMont.
Häme von der Konkurrenz
Nachdem Niggemeier diesen Fall öffentlich gemacht hat, gibt es nicht nur online, sondern auch in der Presse viele Reaktionen. Die Süddeutsche Zeitung schreibt, es herrsche helles Entsetzen im Umfeld der Unternehmensführung. "Es geht um eine E-Mailadresse und sehr viele Identitäten. Und es geht um den Ruf des Hauses DuMont." Ähnlich sieht es die Financial Times Deutschland und schreibt unter dem Titel "Wer bin ich und, wenn ja, wie viele?": "Es ist ein gewaltiger Vorwurf, der da mitschwingt: Ein Verleger, der anonym einen mehrfach für seine Verdienste um die deutsche Medienlandschaft ausgezeichneten Blogger zu diskreditieren versucht?" Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt gar die Frage in den Raum "Wer hat an meiner Tastatur geschrieben?"
"Herr Neven DuMont ist im Urlaub"
Auf Nachfrage der Website Meedia.de hat Konstantin Neven DuMont bestritten, die Kommentare abgegeben zu haben. Er behauptet, dass die Kommentare "von zwei Personen aus seinem Umfeld abgegeben worden seien." Einzelheiten hierzu wollte Konstantin Neven DuMont gegenüber WDR.de nicht sagen - er sei im Urlaub. Ein Vorstandsmitglied bezeichnete die Vorwürfe von Niggemeier allerdings als haltlos. So bleibt diese Affäre für den Verlag unangenehm. Immerhin ist Konstantin Neven DuMont zuständig für den Bereich "Strategie und Kommunikation".