Szene aus der Serie 'Shaun das Schaf'

Interview mit Shauns WDR-Redakteurin Brigitta Mühlenbeck

"Shaun freut sich tierisch"

Stand: 23.11.2010, 14:22 Uhr

Die vom WDR und der BBC produzierte Serie "Shaun das Schaf" ist nach 2008 zum zweiten Mal mit dem US-Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet worden. Die Freude ist groß bei Shauns WDR-"Managerin" Brigitta Mühlenbeck, die ihn seit vier Jahren betreut.

WDR.de: Shaun hat nun bereits zum zweiten Mal einen Emmy erhalten. Was würde er zu den Preisen sagen?

Brigitta Mühlenbeck: Es ist gar nicht so einfach, diese Frage zu beantworten: Shaun ist zwar ein pfiffiger Kerl, aber er spricht ja nicht. Das macht unter anderem den Reiz der Serie aus, denn alles, was in den Episoden geschieht, wird über Bilder und Situationen erzählt - ohne Sprache. Shaun würde sich auf jeden Fall tierisch freuen und vielleicht würde er sagen: Kann ich alle meine Freunde zur Party mitbringen?

WDR.de: Wie erklären Sie sich den Erfolg von Shaun?

Mühlenbeck: Die Serie ist ja in der Kreativschmiede von Aardman Animations in England entstanden, die bereits zuvor mit ihren Knetanimationen längst Weltruhm erlangt hatte - etwa mit der Produktion "Wallace & Gromit" und dem Kinofilm "Chicken Run".

Bei "Shaun das Schaf" wird in zauberhaften Geschichten sehr geschickt die Balance hergestellt zwischen Shauns anarchischem Charme und einer guten Portion lehrreicher Situationen, die entstehen, wenn man in einer Gemeinschaft lebt - mit allen Konflikten und Turbulenzen. Die Serie ist eine kluge Parabel auf die heutige Zeit und jede Episode erzählt darüber etwas.

WDR.de: Ihre Redaktion bekommt viel Fanpost: Was mögen Kinder an Shaun?

Mühlenbeck: Das Schauen der Episoden macht den Kindern riesigen Spaß, weil Shaun auch ein Kleiner ist, aber immer groß raus kommt. Er stemmt sich gegen Regeln und rennt gegen Einschränkungen an. Aber er geht aus den Situationen, die sich daraus entwickeln, nie als Verlierer raus. Die Geschichten gehen immer gut aus und alle kommen zu ihrem Recht. Das spricht Kinder an. Sie mögen es, wenn ein Held pfiffig, frech und auch mal respektlos ist, sich daneben benimmt, aber gleichzeitig auch freundlich und fürsorglich ist - und damit Freunde findet.

WDR.de: Auch viele Erwachsene mögen Shaun. Weshalb?

Mühlenbeck: Für die Erwachsenen bietet die Serie zusätzlich noch eine ganz andere Ebene an. Sie zeichnet sich durch eine doppelte Lesbarkeit aus. Die Erwachsenen sehen neben den lustigen Sequenzen, über die sich die Kinder amüsieren, auch die Anspielungen auf Kino-Blockbuster.

Die Shaun-Episode "Der große Ausbruch" enthält zum Beispiel eine Anspielung auf den Klassiker "Der große Ausbruch" mit Steve McQueen. Es gibt bei Shaun auch viele andere Filmzitate wie etwa aus Psycho oder James-Bond-Filmen. Die Erwachsenen erkennen diese kleinen Persiflagen wieder. Das macht für sie den besonderen Reiz aus.

WDR.de: Momentan läuft im Rahmen der "Sendung mit der Maus" die zweite Staffel mit Shaun. Wie geht es mit ihm weiter?

Mühlenbeck: Wir haben gerade heute - quasi parallel zur Nachricht der Emmy-Verleihung - ein Gespräch über Shauns Zukunft gehabt. Es wird eine Fortsetzung mit weiteren 20 Episoden geben, die der WDR auch weiter koproduziert. Zusätzlich soll eine halbstündige Geschichte entstehen, die möglicherweise zu Weihnachten 2011 zu sehen sein wird. Die Produktion für die dritte Staffel startet auf jeden Fall Anfang nächsten Jahres.

Das Interview führte Dominik Reinle.