Nationalspielerin Sonja Fuss im Interview

"Das wird ein richtig tolles Fest"

Stand: 15.05.2010, 02:00 Uhr

Am Samstag (15.05.2010) wird das DFB-Pokalfinale der Frauen erstmals in Köln statt in Berlin ausgetragen. Nationalspielerin Sonja Fuss vom 1. FC Köln ist Pokal-Botschafterin der Stadt Köln - und freut sich auf das erste unabhängige Frauen-Endspiel.

WDR.de: Frau Fuss, ein paar Tage vor dem DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln waren mehr als 21.500 Karten verkauft - hätten Sie das erwartet?

Sonja Fuss (Archivbild von 2005)

Nationalspielerin Sonja Fuss

Sonja Fuss: Nicht unbedingt. Es lief ja ein bisschen schleppend an, aber für das erste Frauenpokalspiel, das losgelöst vom Finale der Männer in Berlin stattfindet, ist das bemerkenswert. Ich denke, dass man sich den europäischen Rekord von 24.582 Zuschauern bei einem Vereinsspiel, der in England 2008 beim F.A.-Cup-Finale zwischen dem FC Arsenal und Leeds United aufgestellt wurde, schon als Ziel setzen kann.

WDR.de: Bis 2009 wurde das Frauen-Endspiel im Berliner Olympiastadion ausgetragen. Das wirkte oftmals eher wie ein bloßes Vorspiel für das Finale der Männer. Wie haben Sie das empfunden?

Fuss: Ich habe vier Mal in Berlin gespielt, drei Mal haben wir gewonnen. Beim ersten Mal war ich erst 17 Jahre alt, da war das natürlich ein Riesen-Highlight. Da war mir auch egal, ob das einen Vorspielcharakter hatte oder nicht. Aber es ist natürlich nicht wegzureden, dass der schon immer da war. Man hat immer gemerkt, dass die Zuschauer wegen dem Männerendspiel kommen, und nicht wegen den Frauen. Die beiden Frauenvereine haben vom DFB auch nur jeweils 1.300 Tickets bekommen. Das wird in Köln anders sein. Da werden über 20.000 Menschen nur den Frauen zujubeln. Das wird ein richtig tolles Fest.

WDR.de: Es gab Pläne, das Finale nicht nur an einem anderen Ort, sondern auch an einem anderen Tag zur besten Sendezeit auszurichten. Wäre das besser gewesen?

Fuss: Das wäre noch einen Tick besser gewesen. Und das wird auch kommen, da arbeiten wir drauf hin. Im nächsten Jahr wird das schon ganz losgelöst stattfinden. Der Frauenfußball ist so attraktiv und populär geworden, dass er es verdient hat, als eigenes Event stattzufinden. Ich bin zwar nicht ständig in Kontakt mit dem DFB, aber ich bin da sehr zuversichtlich.

WDR.de: Die Verlegung auf einen anderen Tag scheiterte auch am Veto der Fernsehanstalten. Hat der Frauenfußball in den Medien ausreichend Rückendeckung?

Fuss: Natürlich kann es immer besser sein. Aber wir kriegen allgemein genug Unterstützung. Bezüglich der aktuellen Situation möchte ich mich aber nicht äußern, weil ich da nicht ausreichend Bescheid weiß.

WDR.de: Bis zuletzt durfte im Frauenfinale keine Verlängerung gespielt werden - aus Zeitgründen ging es sofort ins Elfmeterschießen. Das klingt schon nach einem Eingriff in die sportlichen Belange.

Fuss: Klar ist es gut, dass jetzt als losgelöstes Ereignis auch eine Verlängerung stattfinden wird und erst danach ein Elfmeterschießen. Das war natürlich schon eine Art Wettbewerbsverzerrung, aber ich habe das nie als so dramatisch empfunden. Ich bin einfach froh, dass der Frauenfußball auf dem Vormarsch ist und die Unterstützung der Medien auch so läuft, wie sie läuft. Ich will da keine Kritik äußern.

WDR.de: Um das Finale herum ist ein großes Event-Programm geplant. Was halten sie davon, Frauenfußball eher als familienkompatibles Event denn als Spitzensport zu verkaufen?

Fuss: Ich denke, dass das der Zielgruppe des Frauenfußballs auch entspricht. Es wird ein großes Familienfest mit vielen Attraktionen geben, zudem verschiedene Mädchenturniere. Das wird hoffentlich auch viele junge Leute anziehen. Der Frauenfußball hat einfach den großen Vorteil, näher an den Fans zu sein.

WDR.de: Wer ist die Zielgruppe?

Fuss: Ganz klar Familien. Nicht so der typische Fußball-Fan aus der Südkurve. Ich freue mich natürlich, wenn die alle auch kommen, aber man muss schon sagen, dass das Publikum beim Männerfußball ein anderes ist als beim Frauenfußball.

WDR.de: 2009 haben sie noch in Duisburg gespielt und sind beim vielleicht letzten Finale in Berlin DFB-Pokalsiegerin geworden. Traurig, dass sie bei der Premiere in Köln nicht dabei sind?

Fuss: Ich bin mit dem 1. FC Köln im Viertelfinale ausgeschieden. Ich glaube, wir haben 3:0 oder 4:0 verloren. Dass weiß ich gar nicht mehr genau, das müsste ich nachgucken. Aber klar, ich wäre natürlich gerne im Endspiel gewesen. Das hat leider nicht funktioniert.

WDR.de: Wie lautet Ihr Tipp fürs Finale?

Fuss: Der haushohe Favorit ist der FCR Duisburg, aber so ein Finale hat ja immer eine eigene Brisanz. Das ist wie bei den Männern auch: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Mein Tipp ist aber 3:1 für Duisburg.

WDR.de: Schauen Sie auch das Männerfinale?

Fuss: Da gehe ich von aus. Bayern gegen Bremen ist ja ein spannendes Spiel, das kann man sich schon mal ankucken.

Das Gespräch führte Christian Steigels.

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