Michael Schumacher-Fans

Fans fiebern dem Saisonbeginn in der Formel 1 entgegen

Silber ist das neue Rot der Schumi-Fans

Stand: 13.03.2010, 02:00 Uhr

Am Sonntag (14.03.2010) startet Michael Schumacher wieder in der Formel 1. Nicht für Ferrari, sondern für Mercedes. Silber statt Rot, heißt es ab sofort. Für Schumi-Fan Reiner Ferling läuft seit Wochen die Saisonvorbereitung.

Von Christian Steigels

Wer bei Reiner Ferling im Gästezimmer übernachtet, wacht in illustrer Gesellschaft auf. Bernie Ecclestone, Luca di Montezemolo, Enzo Ferrari - und jede Menge rot gekleidete Michael Schumachers. Auf Fotos, auf Postern und als Puppen. "Die haben hier alle ihren Ehrenplatz", sagt Ferling feierlich.

Der Taxifahrer aus Düren-Echz ist leidenschaftlicher Schumi-Fan. Seit 1992 verfolgt er die Karriere des Kerpeners. Das zweite März-Wochenende 2010 ist für den 54-Jährigen ein ganz Besonderes: Beim Saisonauftakt in Bahrain kehrt sein Idol in die Formel 1 zurück. Nicht mehr für seinen langjährigen Rennstall Ferrari, für den Schumacher zwischen 2000 und 2004 fünf Mal in Serie Weltmeister wurde und bis letztes Jahr als Berater tätig war, sondern für Mercedes.

Vom Reishut zum Zylinder

Der Wechsel des Rennstalls bringt Veränderung mit sich - vor allem farblich. Silber statt Rot, lautet die Devise. Für den zweiten Vorsitzenden des Michael-Schumacher-Fanclubs Kerpen e.V. bedeutet das Stress - denn er ist nicht irgendein Anhänger. Seit einem Besuch beim Großen Preis von Malaysia in Kuala Lumpur vor mehr als zehn Jahren, als er wegen seines Outfits erstmals in den dortigen Zeitungen landete, hat Ferling seine Karriere als schillernder Schumi-Fan mit immer neuen Verkleidungen konsequent weiterverfolgt.

Aus einem Reishut mit zwei Lautsprechern und einer kleinen Schumi-Puppe wurde ein roter Zylinder mit immer mehr und kleinteiligeren Accessoires. Alles in Rot, versteht sich. Unter Formel-1-Fans ist Ferling kein Unbekannter: Unlängst wurde sogar ein Foto von ihm in voller Montur bei E-Bay angeboten. Allerdings mit überschaubarem Erfolg: "Das ist schon der zweite Versuch. Der hat mich beim ersten Mal nicht verkauft gekriegt", sagt Ferling.

Von Kopf bis Fuß auf Silber eingestellt

Ab der neuen Saison ist Ferling nur noch komplett in silber unterwegs. "Von Kopf bis Fuß", sagt er. Wie für sein großes Idol läuft für ihn seit Wochen die Saisonvorbereitung. "Neuer Zylinder, neue Hose, neue Weste, Schuhe und zwei Hemden", zählt er auf. "Das ist die Minimalausstattung." Das Problem: Bislang gibt es kaum Fanartikel von Michael Schumacher als Mercedes-Fahrer zu kaufen - also ist Erfindungsreichtum gefragt.

Weste und Hose werden von einer befreundeten Schneiderin gefertigt, eine andere Schneiderin hat den Rennanzug für die Schumi-Puppe, die ab sofort auf seinem silbernen Zylinder thront, genäht. Die passenden Hersteller-Logos bestellte sich Ferling bei E-Bay oder über einen Bekannten, der bei Mercedes arbeitet. Ein Schreiner hat ihm außerdem eine Holz-Konstruktion für seinen Zylinder angefertigt, damit der Mini-Schumi auch bei heftigeren Gefühlsausbrüchen sicher sitzt.

Blaskapelle und Damentanzgruppe inklusive

Die alten Zylinder- immerhin fünf Stück - stehen sofort nur noch als Deko im Gästezimmer. Am Anfang sei die Vorstellung schon schwer gewesen, erzählt er. "Rot war die Farbe, an die man sich zehn Jahre gewöhnt hatte. Das gehörte irgendwie zusammen. Aber im Endeffekt ist man ja Michael-Schumacher-Fan. Und wenn die ersten zwei, drei Rennen rum sind, dann hat man sich auch ganz daran gewöhnt", meint er. "Aber ganz die Roten verdrängt habe ich immer noch nicht."

Alte Verbundenheit hin oder her - am Sonntag stehen die Zeichen voll auf Silber. Ab halb elf gibt's Frühstück in einer Kneipe in Kerpen, zwei Stunden später findet ein großer Umzug inklusive Blaskapelle von der Kneipe zum Public Viewing in der Jahnhalle statt. Um 13.30 Uhr tanzt dort die Damentanzgruppe von Ferlings Karnevalsgesellschaft "Echzer Seehexen". "Und um 14 Uhr heißt es dann: Siebenfacher Weltmeister - gib Gummi", freut sich Ferling. Beim Umzug werden zwar viele noch in roter Fan-Montur sein, schätzt er. "Aber da habe ich keine Berührungsängste."

Die ganze Saison will er allerdings nicht nur in Kerpen schauen - die aufwändige Verkleidung will schließlich auch ausgeführt werden. Dieses Jahr fährt Ferling nach Monaco, zum Hockenheimring und ins belgische Spa. Und im nächsten Jahr will er dann noch einmal nach Kuala Lumpur. "Ich hätte gedacht, da komme ich niemals mehr hin." Und wer weiß: Vielleicht wird auch diesmal wieder ein Foto von Ferling in den dortigen Zeitungen erscheinen. Diesmal dann in silber.

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