Brüderle besucht NRW-FDP
Liberaler Candystorm für den Spitzenmann
Stand: 27.01.2013, 14:38 Uhr
Beim Neujahrsempfang der NRW-FDP in Düsseldorf bejubeln die Liberalen den Gastredner Rainer Brüderle. Der designierte Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2013 sagt nichts zu den jüngsten Sexismus-Vorwürfen.
Von Martin Teigeler
Was ist auf einmal mit der FDP los? Beim Neujahrsempfang der nordrhein-westfälischen Liberalen präsentierte sich die oft zerstrittene Partei einig und harmonisch. Demonstrativ stellten sich die Freidemokraten am Sonntag (27.01.2013) in einem Düsseldorfer Nobelhotel hinter Rainer Brüderle, ihren designierten Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2013, der seit Tagen wegen Sexismus-Vorwürfen für Schlagzeilen sorgt. FDP-Landeschef Christian Lindner sagte zur Begrüßung, Brüderle sei "unser Freund, hinter dem wir stehen". Außenminister Guido Westerwelle wetterte gegen "Zerrbilder" in den Medien und mahnte "menschlichen Respekt" an.
Westerwelle, Genscher und Brüderle
Keine Silbe verloren die FDP-Redner zur gerade heftig geführten Sexismus-Debatte. Brüderle wird von einer "Stern"-Journalistin vorgeworfen, sich ihr gegenüber anzüglich geäußert zu haben. Doch die Medienschelte und der als Dauerapplaus für den Hauptredner Brüderle daherkommende Candystorm der 1.400 FDP-Fans im Saal waren gleichwohl eine Aussage - zugunsten des "Spitzenmanns" (Lindner über Brüderle).
"Sie können uns mit Dreck bewerfen"
Und Brüderle selbst? Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion ließ sich nichts anmerken. Er hielt eine typische Wahlkampf-Rede, in der er die rot-grünen Steuererhöhungspläne kritisierte und die "erfolgreiche" Arbeit der schwarz-gelben Bundesregierung verteidigte. Noch stärker als sonst nuschelte Brüderle in seiner pfälzischen Mundart. Nur indirekt ging er auf Kritik an seiner Person ein. Der FDP stünden im Wahljahr 2013 "harte Monate" bevor. Es gebe Kräfte in der Republik, die die FDP als "schwaches Glied" in der Koalition ausgemacht hätten. Doch die FDP müsse standhaft bleiben. "Sie können uns mit Dreck bewerfen, aber sie können uns unsere Überzeugung nicht nehmen", rief Brüderle und erntete langen Beifall von seinen Zuhörern.
Ex-Parteichef Westerwelle ging anschließend kurz ans Rednerpult, um Brüderle in Schutz zu nehmen. Der Außenminister forderte seine Partei zu Solidarität mit ihrem Frontmann auf. Für den Mann an der Spitze gebe es bei den politischen Konkurrenten und "in einigen Redaktionsstuben kein Pardon mehr", sagte Westerwelle. Er erinnerte daran, dass er selbst zehn Jahre lang in der Spitzenposition Zielscheibe von viel Kritik gewesen war. "Umso wichtiger ist es, dass diejenigen, die sich kennen, Zerrbilder, die in Medien über Menschen verbreitet werden, nicht durchgehen lassen", schmetterte Westerwelle. Dies werde ein harter Wahlkampf, und es werde nicht das letzte Mal sein, dass politische Gegner und andere "ganz tief in den Schlamm greifen".
Lindner: "Keine Leihgäste von der CDU"
FDP-Landeschef Lindner
Zum Auftakt hatte der FDP-Landesvorsitzende Lindner über die Leihstimmen-Vorwürfe gegen die Liberalen nach dem überraschend guten Abschneiden bei der Niedersachsen-Wahl gescherzt. Der Ex-Generalsekretär zeigte sich erfreut über den vollbesetzten Veranstaltungssaal in dem Düsseldorfer Luxushotel und betonte, es seien "keine Leihgäste von der CDU im Raum". Der 34-jährige Lindner gilt vielen in Politik und Medien als eigentliche Zukunftshoffnung der Freidemokraten. Doch in Düsseldorf überließ er weitgehend dem 67-jährigen Brüderle die Bühne. Lindner beschränkte sich in seiner Rede eher auf landespolitische Themen, rügte beispielsweise die Haushaltspolitik von Finanzminister Norbert Walter-Borjans.
Die Sexismus-Vorwürfe waren nur beim Smalltalk am Rande der FDP-Veranstaltung Thema. Während dieser vermeintliche Fall bei den Liberalen offiziell tabu war, ging die Debatte im Netz weiter. "Deutschland diskutiert #Aufschrei - #Brüderle schweigt sich aus. Auch irgendwie komisch", kritisierte der Grünen-Landesvorsitzende Sven Lehmann bei Twitter. Die FDP twitterte derweil die besten Sätze aus Brüderles Rede.