Berthold Beitz ist tot

Berthold Beitz ist tot. Der langjährige Vorsitzende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung starb am Dienstag (30.07.2013) im Alter von 99 Jahren. Beitz war seit 1999 Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Thyssen-Krupp AG.

Essen, 1957: Berthold Beitz (r.) im Gespräch mit Alfried Krupp von Bohlen und Halbach

Das erste Treffen von Berthold Beitz und Krupp-Erbe Alfried Krupp von Bohlen und Halbach fand 1952 statt. Krupp schlägt Beitz das Amt als Generalbevollmächtigter für den Krupp-Konzern vor. Beitz willigt ein - und beginnt 1953 mit dem Wiederaufbau des Stahlkonzerns. Nach dem Tod von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach stellte er die Weichen für die Gründung der Krupp-Stiftung, die heute Großaktionär des Essener Industriekonzerns ist.

Das erste Treffen von Berthold Beitz und Krupp-Erbe Alfried Krupp von Bohlen und Halbach fand 1952 statt. Krupp schlägt Beitz das Amt als Generalbevollmächtigter für den Krupp-Konzern vor. Beitz willigt ein - und beginnt 1953 mit dem Wiederaufbau des Stahlkonzerns. Nach dem Tod von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach stellte er die Weichen für die Gründung der Krupp-Stiftung, die heute Großaktionär des Essener Industriekonzerns ist.

Das Rüstungsgeschäft, das die Krupps groß gemacht hat, lässt Beitz bei der Neustrukturierung des Konzerns links liegen. Dem Verhältnis zu Willy Brandt - hier bei einem Treffen mit Leonid Breschnew in Bonn 1973 - dürfte das nicht geschadet haben.

In der Bundespolitik war Berthold Beitz auch nach der Amtszeit von Willy Brandt immer bestens vernetzt. Helmut Kohl war gutgelaunter Gast beim 80. Geburtstag des Patriarchen. Damals war Beitz schon Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats bei Krupp.

Gerhard Cromme galt lange als Nachfolger von Beitz an der Spitze der Krupp-Stiftung. In den vergangenen Jahrzehnten haben Beitz und Cromme die Geschicke der Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen maßgeblich geprägt: Von der feindlichen Übernahme des Konkurrenten Hoesch 1992 über die spektakuläre Schließung des Hütten- und Stahlwerkes Rheinhausen bis zur Fusion mit Thyssen im März 1999. Als Thyssen-Krupp zuletzt in finanziellen Schwierigkeiten steckte, soll Beitz Cromme zum Rücktritt gedrängt haben.

Anfang der 1940er-Jahre arbeitete Beitz im besetzten Teil der Sowjetunion als kaufmännischer Leiter einer Ölfirma. In dieser Funktion rettet er zahlreiche Juden vor dem Konzentrationslager, indem er sie als unabkömmlich für die Ölproduktion einstuft. 1973 verleiht ihm die israelische Gedenkstätte Yad-Vashem den Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern", 2010 wird ihm in Essen von der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die Moses Mendelssohn Medaille verliehen.

70 Jahre nach seinem Engagement für die jüdischen Arbeiter trifft er den letzten der Überlebenden wieder. In der Essener Synagoge übergibt ihm Jurek Rosenberg (84) das Klavier seiner Mutter, die den Holocaust ebenfalls dank der Hilfe von Beitz überlebte.

Der in Vorpommern geborene Berthold Beitz gilt als großer Förderer des Ruhrgebiets. Die Krupp-Stiftung unterstützte unter seiner Leitung Wissenschaft, Bildung und Sport mit insgesamt rund 625 Millionen Euro. Zur Kulturhauptstadt 2010 finanzierte die Stiftung beispielsweise der Stadt Essen einen kompletten Um- und Neubau des Museums Folkwang für 55 Millionen Euro. 2011 nimmt Berthold Beitz gemeinsam mit seiner Frau Else den Staatspreis des Landes NRW entgegen. Mit ihr war Beitz seit 1939 verheiratet.

Der betagte Manager hatte sich noch bis kurz vor seinem Tod fast an jedem Arbeitstag in sein Büro gegenüber der Villa Hügel in Essen fahren lassen. "Ich mache das weiter, solange ich es kann und noch klar im Kopf bin", hatte er in einem seiner seltenen Interviews in der "Süddeutschen Zeitung" Mitte März betont. Entscheidungen von Tragweite waren bis zuletzt ohne das Plazet des mächtigen Beitz nicht denkbar.

Stand: 31.07.2013, 17:17 Uhr