Bahnstollen wird mit Beton verfüllt

Mit Beton gegen den Verkehrskollaps

Bergbaustollen wird gesichert

Stand: 22.11.2013, 13:32 Uhr

Die Auffüllung des einsturzgefährdeten Bergbaustollens am Essener Hauptbahnhof hat inzwischen begonnen. Die Probleme gehen jedoch weiter. Der Bahnverkehr westlich vom Bahnhof rollt immer noch in Zeitlupe. Aktuelle Informationen für Reisende und alles zum bisherigen Geschehen finden Sie hier.

220 Kubikmeter Beton sind am Freitag (22.11.2013) in den Hohlraum geflossen. Das berichtete ein Fachmann der Bezirksregierung Arnsberg. Inzwischen wurde auf der anderen Seite des Bahndamms mit Probebohrungen begonnen, ergänzte Peter Hogrebe, Dezernent für Altbergbau der Bezirksregierung. Dabei soll untersucht werden, ob der Stollen komplett vollgelaufen ist oder ob noch weiterer Beton benötigt wird.

Im Schneckentempo an Essen vorbei

Bahnreisende kommen also rund um Essen weiterhin nur im Schneckentempo voran. "Regionalzüge fahren wegen des einsturzgefährdeten Bergbaustollens westlich des Hauptbahnhofs über eine rund 500 Meter lange Strecke bis auf weiteres nur im Schritttempo", sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn WDR.de. Der Fernverkehr wird großräumig umgeleitet. Durch die Vorsichtsmaßnahmen kam es auch wieder zu Verspätungen im Berufsverkehr, vereinzelt fielen Zugverbindungen aus.

Über 1.000 Züge verspätet

Nach Bodenbohrungen hoffen die Behörden auf weitere Erkenntnisse über Ausmaß und Beschaffenheit der Hohlräume. Erst dann könne entschieden werden, wann der Bahnverkehr wieder normal laufen wird. "Bis auf weiteres kommt es im Großraum Essen weiter zu Beeinträchtigungen", sagte der Bahn-Sprecher. Seit Beginn der Störung hatten bis Freitagmorgen laut Deutsche Bahn 1.014 Züge Verspätung, 355 wurden umgeleitet.

Die Störungen im einzelnen

  • Fernverkehr: Die Hauptbahnhöfe in Essen, Bochum und Mülheim sind komplett vom Fernverkehr abgeschnitten. Dort halten bis auf weiteres keine IC- und ICE-Züge.
  • ICE und IC-Züge der stark befahrenen Strecke zwischen Dortmund und Duisburg sowie in Gegenrichtung werden über Gelsenkirchen und Oberhausen umgeleitet.
  • Ersatzweise halten die Züge am Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Reisende werden gebeten, hier auf den Regional- und S-Bahnverkehr auszuweichen.
  • Normal verkehren jene Züge im Fernverkehr, die in Essen Hauptbahnhof beginnen und enden.
  • Regionalverkehr: Alle Regionalzüge (RE 1 Aachen - Paderborn, RE 2 Düsseldorf - Münster, RE 6 Düsseldorf - Minden und RE 11 Dortmund - Duisburg) verkehren normal. Reisende sollten sich aber auf Verspätungen von zehn bis 15 Minuten einstellen.
  • S-Bahn: Kurzfristig kann es nach Angaben der Bahn zu Teilausfällen auf den S-Bahn-Linien kommen. Die Züge der Linie S 3 verkehren nur zwischen Oberhausen und Mülheim-Styrum sowie zwischen Essen Hbf und Hattingen.
  • Die Züge der S 9 fahren zwischen Wuppertal und Haltern im Langtakt auf dem Regelweg. Die Kurztakt-Züge der S 9 verkehren nicht bis Bottrop, sondern nur zwischen Wuppertal und Essen-Steele.
  • Die Linie S 1 verkehrt normal. Allerdings kann es im Bereich Essen Hbf - Essen-West zu Verspätungen von etwa zehn bis 15 Minuten kommen.

Illegaler Abbau in 16 Metern Tiefe

Bereits am Mittwochabend (20.11.2013) war der Bahnverkehr gestört, nachdem bei Untersuchungen eines Baugrundstücks am Essener Hauptbahnhof die unterirdischen Hohlräume in 16 Metern Tiefe entdeckt worden waren. Der Stollen stammt wohl aus dem Jahr 1840. Die Behörden gehen davon aus, dass dort in der Vergangenheit illegal Kohle abgebaut wurde, weshalb der Flöz nicht in den Grubenkarten dokumentiert sei. Inzwischen untersucht der Kampfmittelräumdienst, der Bomben entschärft, eine Verdachtsfläche in der Nähe. "Das ist Routine", sagte ein Sprecher der Bezirksregierung.

Bergbaustollen beschäftigt die Politik

Der einsturzgefährdete Stollen hat längst politische Dimensionen angenommen. Die CDU-Landtagsfraktion hatte am Donnerstag bei der rot-grünen Landesregierung einen schriftlichen Bericht angefordert. Die Christdemokraten wollen wissen, "wie lange es nach Ansicht der Landesregierung zu Behinderungen durch den lokalisierten Bergschaden" kommen werde. Auch über die Folgen müsse gesprochen werden. Dazu zähle nicht nur der erwartete volkswirtschaftliche Schaden durch die aktuellen Behinderungen, sondern auch die Maßnahmen, die zur Schadensbeseitigung ergriffen werden.

Infos zum Stollen

Weitere Informationen zum Stollen finden Sie auf unserer Querschnitt-Video-Infografik.

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