EX-KVB-Vorstand Walter Reinarz

KVB-Vorstand Reinarz abberufen

Konsequenz aus Pfusch bei Kölner U-Bahn-Bau

Stand: 22.03.2010, 16:36 Uhr

Gut ein Jahr nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs hat der Aufsichtsrat der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) den technischen Vorstand, Walter Reinarz, abberufen. Ihm wird eine Mitverantwortung für mangelnde Kontrollen beim U-Bahn-Bau vorgeworfen.

Auch der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) hatte jüngst Reinarz' Rückzug gefordert. Eine Feststellung von Schuld sei mit dem Schritt aber nicht verbunden, hieß es am Montag (22.03.2010) aus Kreisen des KVB-Aufsichtsrates. Es gehe darum, das öffentliche Vertrauen wieder herzustellen. Am 3. März 2009 war an einer U-Bahn-Baugrube das historische Archiv der Stadt eingestürzt, zwei Menschen starben.

Reinarz bleibt Mitarbeiter der KVB

Reinarz bleibt allerdings weiter Angestellter der KVB. Seine zukünftigen Aufgaben stehen bislang nicht fest. Der Beschluss sei "erforderlich, um weiteren Schaden von der KVB AG abzuwenden", sagte Aufsichtsratschef Wilfried Kuckelkorn. Eine mögliche Pflichtverletzung von Reinarz sei nicht Grundlage dieser Entscheidung gewesen. "Aus Sicht des Aufsichtsrates war dieser Schritt geboten, um schnellstmöglich verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen und das Bauvorhaben Nord-Süd-Stadtbahn erfolgreich zu beenden."

CDU verzögerte Abberufung

Bereits in mehreren Sitzungen hatte der KVB-Aufsichtsrat über eine mögliche Abberufung von Reinarz diskutiert. Die Vertreter der CDU und der Arbeitnehmer hatten diesen Schritt aber bislang immer verhindert. Jürgen Hollstein, Vorsitzender der Kölner CDU, hatte Reinarz noch Anfang März bei einem Parteitag öffentlich in Schutz genommen. Walter Reinarz war früher selbst Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Köln.

Anzeige gegen Reinarz gefordert

Die Bürgerinitiative "Köln kann auch anders" hatte die KVB aufgefordert, Strafanzeige gegen Reinarz zu erstatten. Es sei nicht hinnehmbar, dass Reinarz - so die Initiative - trotz eklatanten Fehlverhaltens und Uneinsichtigkeit mit einer hohen Abfindung und Ruhestandsgehalt auch noch belohnt werde.

Am Mittwoch (03.03.2010), dem ersten Jahrestag des Archiveinsturzes in Köln, hatte Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) den Rücktritt von Reinarz gefordert. Der habe wenige Wochen vor dem Archiveinsturz nicht richtig auf den Grundwassereinbruch an der nahegelegenen U-Bahn-Baustelle reagiert. Wer in dieser Situation zur Tagesordnung übergehe, habe sein Vertrauen verloren, so Roters.

Weitere Themen