Ermittlungen zu Kita-Geiselnahme
Geiselnehmer in Untersuchungshaft
Stand: 07.04.2013, 14:03 Uhr
Der Mann, der am Freitag (05.04.2013) in Köln den Leiter einer Kindertagesstätte als Geisel genommen hatte, sitzt in Untersuchungshaft. Als Motiv für seine Tat werden finanzielle Probleme vermutet. Die Kindertagesstätte bleibt vorerst geschlossen.
Die Ermittlungen zum Geiseldrama in einer Kölner Kindertagesstätte dauern an. Die Polizei hatte am Freitagabend (05.04.2013) nach rund zehn Stunden den Leiter der Kita aus der Gewalt eines mit einem Messer bewaffneten Mannes befreit. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl gegen ihn erlassen, ihm werden erpresserischer Menschenraub und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Zum Tathergang schweigt der Mann, die Ermittler vermuten, dass "finanzielle Probleme" das Motiv für die Tat gewesen sein könnten. Bei dem Mann handelt es sich um einen 47-jährigen Familienvater aus Köln-Chorweiler, der bislang nicht wegen Gewaltdelikten in Erscheinung getreten ist. Laut Polizei ist keine Beziehung des Beschuldigten oder seiner Familie zu der Kindertagesstätte erkennbar.
Der 51 Jahre alte Leiter der Kita ist inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der Beschuldigte hatte ihm neben einem tiefen Messerstich in den Oberschenkel weitere Schnittverletzungen an Händen und Oberkörper zugefügt.
SEK-Einsatz beendete Geiselnahme
Der Täter wurde bei der Aktion nach Polizeiangaben verletzt
Spezialkräfte stürmten die Kita in der Hochhaussiedlung Köln-Chorweiler am Freitagabend, nachdem es über Stunden Verhandlungen mit dem Geiselnehmer gegeben hatte. Gegen 19 Uhr hätten die Beamten dann "eine Zuspitzung der Lage für das Opfer" erkannt, so die Polizei. Bei dem Zugriff hat ein SEK-Beamter den Täter in die rechte Schulter geschossen und so verhindert, dass der Geiselnehmer das Messer gegen den Kita-Leiter einsetzen konnte.
Nur wenige Kinder in der Kita
Am Freitag (05.04.2013) um 8.50 Uhr war die Polizei wegen eines lauten Streits zu der Kindertagesstätte gerufen worden. Dort hatte sich der Täter offenbar unter dem Vorwand Zutritt zu dem Gebäude verschafft, er wolle ein Kind anmelden. Im Büro ist es nach Angaben der Polizei dann zu einem Handgemenge gekommen. Nach dem Streit folgte dann die Geiselnahme: Mit einem Messer bewaffnet hielt der Täter den Kita-Leiter fest und forderte Bargeld sowie ein Fluchtauto.
Die Tagesstätte war weiträumig abgeriegelt
Zum Zeitpunkt der Geiselnahme hielten sich wohl wegen der Osterferien nur 17 Kinder in der Einrichtung auf - normalerweise werden in der Kita 85 Kinder bis zu sechs Jahren betreut. Die Kinder nutzten gemeinsam mit den Erzieherinnen die erste Möglichkeit zur Flucht. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat den Mitarbeitern der Einrichtung für ihr umsichtiges Verhalten gedankt. Der Leiter der Kita habe durch sein uneigennütziges Handeln entscheidend zum Schutz der Kinder beigetragen, lobte Erich Rettinghaus, NRW-Landesvorsitzender der DPolG.
Die Kindertagesstätte bleibt bis auf weiteres geschlossen. Die Polizei habe das Gebäude noch nicht freigegeben, sagte ein Sprecher der Stadt Köln am Sonntag (07.04.2013). Außerdem müsse die Kita nach dem Drama und dem Polizeieinsatz noch aufgeräumt werden.