Der Zankapfel Garzweiler

Der Braunkohletagebau Garzweiler II ist seit Jahrzehnten ein politischer Zankapfel ersten Ranges. Das Großprojekt, das bis heute immer wieder in die Schlagzeilen gerät, hat vor allem in den 1990er Jahren für Zoff gesorgt - ein Rückblick in Bildern.

Schaufelradbagger in der Dämmerung im Braunkohlentagebau Garzweiler I der Rheinbraun AG

Im Jahr 1987 beantragt das Bergbauunternehmen Rheinbraun den Tagebau Garzweiler II - mit einer Abbaufläche von 66 Quadratkilometern. Der geplante Tagebau im Rheinland soll eine "sichere und preisgünstige Energieversorgung" gewährleisten. Den Großtagebau Garzweiler bei Grevenbroich gibt es bereits seit 1983: Garzweiler I soll nun um Garzweiler II erweitert werden.

Im Jahr 1987 beantragt das Bergbauunternehmen Rheinbraun den Tagebau Garzweiler II - mit einer Abbaufläche von 66 Quadratkilometern. Der geplante Tagebau im Rheinland soll eine "sichere und preisgünstige Energieversorgung" gewährleisten. Den Großtagebau Garzweiler bei Grevenbroich gibt es bereits seit 1983: Garzweiler I soll nun um Garzweiler II erweitert werden.

Vier Jahre später, im September 1991, begrenzt die damalige SPD-Landesregierung aus ökologischen Gründen das Abbaufeld auf 48 Quadratkilometer.

Im April 1997 weist der NRW-Verfassungsgerichtshof eine Klage der Grünen-Landtagsfraktion gegen die Genehmigung des Tagebaus ab. Die Klage gegen den Landtag ist nach den Worten des Richters unzulässig, da eine Fraktion nicht gegen das eigene Parlament klagen könne. Die damalige NRW-Umweltministerin Höhn (Grüne) gilt als ausgewiesene Gegnerin von Garzweiler II - wegen der Auswirkungen auf Landschaft und Grundwasser.

Im Dezember 1997 genehmigt das Bergamt Düren den Rahmenbetriebsplan. Laut dem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Rau (SPD) wird damit die Koalition "auf eine schwere Probe" gestellt. Tatsächlich hatten einige Landtagsabgeordnete für den Fall der Garzweiler-Genehmigung den Ausstieg aus der Koalition gefordert. Nach wochenlangen Verhandlungen lassen die Bündnisgrünen den Rahmenbetriebsplan "unter Wahrung ihrer ablehnenden Haltung" jedoch passieren.

Knapp zehn Jahre später, im Juni 2006, geht der Tagebau in Betrieb. 7.600 Menschen sollen wegen des Projekts umgesiedelt werden. Otzenrath im Kreis Neuss ist der erste Ort, der von der Landkarte verschwindet. "Auch wenn die betroffenen Menschen materiell gut entschädigt werden, sind wir uns sehr bewusst, dass ein solcher Vorgang mit zum Teil sehr hohen individuellen Belastungen verbunden ist", lässt RWE verkünden.

Im August 2012 wird ein 2,6 Milliarden Euro teures Braunkohle-Kraftwerk in Grevenbroich-Neurath in Betrieb genommen. NRW-Ministerpräsidentin Kraft (SPD) drückt persönlich den Knopf und wünscht "aus vollem Herzen ein Glückauf". In dem Kraftwerk wird auch Kohle aus Garzweiler verbrannt.

Im Juni 2013 verhandelt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe über die Rechtmäßigkeit von Enteignungen für den Tagebau. Unter anderem klagt der Naturschutzverbund BUND, dessen Streuobstwiese 2006 abgebaggert wurde. Auf der Wiese waren seltene Apfelsorten angepflanzt und zu Obstbrand verarbeitet worden - der Name des Getränks: "Garzweiler Flächenbrand".

Im Oktober 2013 gerät Garzweiler erneut in die Schlagzeilen. Der Bürgermeister der vom Tagebau massiv betroffenen Stadt Erkelenz kündigt an, die Vorbereitung für die Umsiedlung der nächsten 1.600 Menschen zu stoppen. Medien hatten berichtet, RWE denke wegen der sinkenden Rentabilität über ein vorzeitiges Ende von Garzweiler II nach. RWE dementiert die Berichte.

Stand: 06.11.2013, 13:20 Uhr