Kriselnder Warenhauskonzern
Kurze Frist für defizitäre Karstadt-Filialen
Stand: 01.11.2014, 15:27 Uhr
Der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl fordert von den rund 17.000 Beschäftigten der Kaufhauskette mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und bringt leistungsorientierte Gehälter ins Gespräch. Verdi hingegen zeigt sich vom Zeitplan überrascht.
"Wir müssen Service dann anbieten, wenn unsere Kunden ihn nachfragen. Und wir werden über leistungsorientierte Gehaltsbestandteile nachdenken", zitierte die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" am Samstag aus einem Brief Fanderls an die Mitarbeiter. Auch bei Preisen und im Sortiment kündigte er demnach Veränderungen an, um die Marken und Produktpaletten besser den Bedürfnissen der Stammkunden anzupassen.
Fanderl setzt Frist bis 2015
Den defizitären Filialen der Warenhauskette setzte Fanderl in seinem Schreiben eine Frist. Bis Mitte 2015 solle die Wende bei den Verlust bringenden Häusern geschafft sein. Der Karstadt-Chef setzt dem Bericht zufolge auf zwei "Betriebstypen": das "Kaufhaus des Lebens" für den Erlebniskauf und das "Kaufhaus der Stadt" für die Nahversorgung. Als Top-Standorte der ersten Kategorie nannte Fanderl demnach die Zeil in Frankfurt am Main, den Münchener Bahnhofplatz, Bremen und Gießen. Beispielhaft für das lokale Kaufhaus seien Bayreuth, Celle, Goslar und Hamburg-Wandsbek. Erste Pilotmärkte sollen im Sommer kommenden Jahres umgebaut werden.
Gewerkschaft überrascht vom Zeitplan
Arno Peukes, der für die Gewerkschaft Verdi im Karstadt-Aufsichtsrat sitzt, äußerte sich "überrascht" über Fanderls Zeitplan. "Alle Häuser sollten eine Chance bekommen, sich am Markt zu behaupten", sagte er der Zeitung. "Wenn das ernst gemeint ist, müsste das neue Konzept für die Filialen in den nächsten Wochen umgesetzt werden, sonst wäre es keine echte Chance."
Karstadt kämpft seit Jahren mit Verlusten und sinkenden Umsätzen. Seit dem Ende der Insolvenz im Herbst 2010 hat Karstadt nach Angaben von Fanderl 500 Millionen Euro Umsatz verloren.