Palästinenser erhalten Mahlzeiten vom Welternährungsprogramm und dem UN-Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge (UNRWA)

Ernährung

Wo der Hunger am größten ist

Stand: 22.11.2024, 06:00 Uhr

Teil 2/3 - Mehr Konflikte, steigende Preise und Folgen der Klimakrise

Von Lisa-Marie Eckardt

Dürre: Ein Bauer im Bezirk Mangwe im Südwesten Simbabwes steht inmitten seines ausgetrockneten Feldes

Klimawandel einer der Gründe für steigenden Hunger

Gründe für Hunger gibt es viele – zu den Hauptursachen zählen Kriege, Krisen und Katastrophen. 65 Prozent der Menschen mit akuter Ernährungsunsicherheit leben dem World Food Program (WFP) zufolge in Ländern, die instabil oder von Konflikten geprägt sind. Demnach hat die Zahl der Konflikte im Vergleich zu 2020 um 40 Prozent zugenommen. Sie führen zu Vertreibung, Vernichtung der Einkommensquellen und Zerstörung der Wirtschaft.

Auch der allgemeine wirtschaftliche Abschwung der letzten Jahre, ungerechte internationale Handelsverträge, schlecht geführte Regierungen und ungerechte Landverteilung tragen zu wachsender Armut und Hunger bei. Hinzu kommt die Klimakrise, unter deren Folgen immer mehr Menschen leiden. Wenn Felder überschwemmt werden, führt dies zu Ernteausfällen. Durch Hitze und Dürre vertrocknen Pflanzen und Nutzvieh stirbt.

Pandemie und Ukraine-Krieg weiterhin spürbar

Zudem sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie bis heute spürbar. In Ländern des globalen Südens fehlten Rettungsschirme und soziale Sicherungssysteme. Es folgten Inflation, Preissteigerungen für Dünger- und Nahrungsmittel und Energie sowie weitere Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Besonders verheerend für die weltweite Ernährungssicherheit war der Einbruch bei den Getreidelieferungen. Das Land galt vor dem Krieg als Kornkammer der Welt. Während der Transport über das Schwarze Meer inzwischen weniger gestört ist, sind die Ernten immer noch gering, viele Felder liegen brach oder sie sind vermint.

Kampf gegen den Hunger wird schwieriger

Kenia, Hola: Ein Motorradfahrer überquert einen überfluteten Straßenabschnitt

Überflutungen zerstören Infrastruktur, aber auch Felder

Noch immer ist die Zahl der chronisch Hungernden deutlich höher als vor der Corona-Pandemie. Heute ist das Niveau der Unterernährung in Prozent so hoch wie vor 15 Jahren. Doch schon vor der Pandemie und dem Ukraine-Krieg hatte sich der jahrelange positive Abwärtstrend bei den Hungerzahlen wieder umgekehrt. Inzwischen gehen die UN davon aus, dass auch 2030 immer noch 582 Millionen an chronischem Hunger leiden werden. Das sind fast so viele, wie 2015 als sich die internationale Gemeinschaft auf die Agenda 2030 verpflichtet hatte. Ein Ziel der Sustainable Development Goals (SDG): Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern. Durch die sich weiter verstärkenden Krisen wird es immer schwieriger, die Ziele zu erreichen.

Wie viel ein Mensch pro Tag minimal essen sollte, ist von Land zu Land unterschiedlich definiert und hängt unter anderem von Alter, Geschlecht, Statur und körperlicher Aktivität ab. Doch auch wenn ein Mensch genügend Kalorien zu sich nimmt (zwischen 1.660 und 2.050 Kalorien pro Person), heißt das noch nicht, dass es sich um eine gesunde, ausgewogene Ernährung handelt. Etwa 2,4 Milliarden Menschen konnten sich laut UN 2023 keine gesunde Ernährung leisten. Das sind deutlich weniger als im Jahr zuvor. Allerdings nimmt die Zahl nur in Asien, Europa und Nordamerika ab. In Afrika ist sie weiter gestiegen.