Stichtag

6. Januar 1995 - Sony stellt die DVD vor

Es gab einmal eine Zeit, da versammelte sich die Familie pünktlich um 20 Uhr vor einem schwarzen Kasten im Wohnzimmer. Dann schaltete der Vater den Fernseher ein, und gemeinsam sah man die "Tagesschau". Zurückspulen oder Bildanhalten ging nicht. Wer zu spät kam oder zwischendurch auf die Toilette musste, verpasste Teile des Weltgeschehens.

Heute gibt es die Tagesschau als kostenfreie App. "Smartphone-User können künftig ohne viele Klicks auf verlässliche News zugreifen", sagt ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke 2013 bei der Einführung. Das geht per Video-Stream überall – sogar auf der Toilette.

Vom Ton zum Bild

Schon in den 50er Jahren fragen sich Ingenieure, wie man Filmmaterial unabhängig von Sendezeiten aufzeichnen und wiedergeben kann. Eine Lösung bietet der 1960 patentierte Video-Recorder: ein "Bild-Band-Aufzeichnungsgerät" für TV-Formate, das zugleich als Abspielgerät für Spielfilme aus der Videothek-Ausleihe und für Kameraaufnahmen privater Hochzeitsfeiern oder Urlaubserlebnisse firmiert. Aber die Technik hat ihre Tücken. Mit VCR, VHS, Betamax und Video 2000 bestimmen bis in die 80er Jahre hinein verschiedene Systeme den Markt. Die Magnetschichten halten Bild- und Toninformationen nicht langfristig störungsfrei fest. Und richtig handlich sind weder Kassetten noch Geräte.

Die japanische Firma Sony geht später zusätzlich einen anderen, digitalen Weg. Bereits in den 50er Jahren hat sie sich als Produzent von Tonbandgeräten einen Namen gemacht und 1979 mit dem Walkman die Musik auf die Straße gebracht. 1984 kommt der Discman auf den Markt. Er wird mit einer lasergebrannten Compact Disc (CD) bestückt, die wenige Jahre zuvor von Philipps und Sony eingeführt worden ist. Auf Spezial-Video-CDs sind bald auch Filme speicherbar. Über 128 Minuten Aufzeichnungszeit kommen diese Scheiben allerdings nicht hinaus.

100 Millionen Exemplare in zehn Jahren

Am 6. Januar 1995 präsentiert Sony mit der Digital Video Disc (DVD) einen neuen digitalen Datenträger, der im Vergleich zur CD mit Lasern mit kürzerer Wellenlänge beschrieben wird. So können mehr Informationen auf die gleiche Scheibenfläche gebracht werden: Die DVD, deren Abkürzung später für Digital Versatile Disc ("digitale vielseitige Schreibe") steht, um zu unterstreichen, dass man damit auch Musik aufzeichnen kann, bietet Stoff für einen ganzen Kinoabend. 1996 kommen die ersten, allerdings noch sündhaft teuren DVD-Brenner für den Privatgebrauch auf den Markt. Videokassetten und Rekorder landen auf dem Sondermüll, die DVD erobert das Wohnzimmer. Schon zehn Jahre nach der Einführung sind rund 100 Millionen Exemplare verkauft.

Aber in der relativ kurzen Geschichte digitaler Speichermedien ist auch die DVD nur Episode. 2005 kommt die hochauflösende High Density Digital Versatile Disc (HDDVD) mit fünffach besserer Bildqualität heraus, die auch auf herkömmlichen DVD-Playern abgespielt werden kann. Als Nachfolgerin und härteste Konkurrenz der DVD entpuppt sich allerdings die Blue-Ray-Disc mit bis zu zehnfacher Speicherkapazität.

Und in der Zukunft kommen Filme und die "Tagesschau" vielleicht ohnehin ganz ohne Speichermedium ausschließlich aus der Speicher-Cloud.

Stand: 06.01.2015

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