Stichtag

10. Juli 1934 - Geburtstag von Alfred Biolek

Alfred Biolek hat für seine Sendungen viele Preise bekommen. Einmal zeichnet ihn eine Stiftung für Klinische Psychologie aus: für seine feinfühlige und die Integrität der Interviewpartner wahrende Gesprächsführung. Biolek versteht sich als Gastgeber und fällt nie über seine Gäste her, selbst wenn es streitbare Politiker sind wie Helmut Kohl oder Franz Josef Strauß. "Ich habe Herrn Strauß in meinem Kölner Treff nett behandelt. Der war so platt, er konnte es überhaupt nicht fassen", erinnert sich Alfred Biolek.

Kritiker nennen seinen Stil harmoniesüchtig oder gar unterwürfig. Gleichzeitig lieben die Zuschauer seine Sendungen, zum Beispiel "Boulevard Bio", "Bio's Bahnhof" oder "alfredissimo!". Die Tageszeitung "Welt" schreibt 2001, sein Programm sei das "Hochamt gepflegter Unterhaltung". Und die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet bereits 1994, er sei die große Ausnahme unter den Talkmastern, "weil er die Erfolgsrezepte seiner Konkurrenten - Blödelei à la Gottschalk, Populismus à la Schreinemakers – gar nicht vermeiden muss, so fremd sind sie ihm, und weil er keine Sekunde lang versucht, dem Gesprächspartner gegenüber eine überlegene Pose einzunehmen".

Fürs ZDF lieber auf dem Bildschirm als bei Gericht

Geboren wird der Mann, der Deutschlands Fernsehunterhaltung maßgeblich mitgeprägt hat, in Mähren, am 10. Juli 1934. 1946 kommt die Familie nach Waiblingen bei Stuttgart. Er studiert Jura und tritt nach dem drittbesten Examen des Jahrgangs in Baden-Württemberg 1963 als Justiziar in die Rechtsabteilung des ZDF ein. Schnell merkt er, dass sich die Gene seiner Mutter – einer Laienschauspielerin – mehr und mehr durchsetzen. Er will für den Sender nicht bei Gericht, sondern auf dem Bildschirm arbeiten. "Ich bin ins Programm gekommen und habe zuerst eine Sendung gemacht, die hieß 'Tipps für Autofahrer'", erinnert sich Biolek. Stellvertretender Unterhaltungschef hätte er beim ZDF werden können, entscheidet sich aber gegen eine Verwaltungstätigkeit. Er wechselt zur Münchner Film-Fernseh-Produktionsgesellschaft Bavaria und schafft mit Rudi Carrells "Am laufenden Band" seinen Durchbruch als Produzent. 1978 stellt er die erste Folge von "Bio's Bahnhof" in der ARD vor.

Rosa von Praunheim outet ihn

1990 muss Biolek einen Schlag einstecken. Der Filmemacher Rosa von Praunheim outet ihn in einer Fernsehsendung als homosexuell. "Guck dir Biolek an", sagt von Praunheim damals. "Der ist unheimlich beliebt, warum kann der nicht sagen, ich bin schwul?" Biolek hat mit dem aufgezwungenen Outing zu kämpfen. "Aber irgendwie war es auch gut. Dann war Ruhe im Karton", sagt Biolek.

Trotz seiner vielen Sendungen kommt Alfred Biolek nicht zur Ruhe. Als erster Deutscher wird er zum UN-Sonderbotschafter für Weltbevölkerung ernannt. Zudem gründet er eine AIDS-Stiftung, adoptiert zwei erwachsene Männer, spielt in Monty Pythons Musical "Spamalot" in Köln. 2010 erleidet er bei einem Treppensturz schwere Verletzungen. Seitdem ist es ruhiger um ihn geworden. Über sein Leben sagt Alfred Biolek: "Ich bin meinen Weg gegangen und bedauere nichts!"

Stand: 10.07.2014

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