Am 31. März 1889 steigt der französische Ingenieur Gustave Eiffel mit stolzgeschwellter Brust und einer illustren Schar handverlesener Gäste auf die von ihm entworfene Stahlkonstruktion und hisst die französische Flagge. Zwei Jahre hat es gedauert, um das höchste Bauwerk der Welt aus Anlass der Pariser Weltausstellung zu errichten. Nun überragt es im noblen 7. Arrondissement als Paukenschlag der Moderne die Kathedralen und Schlösser der Metropole.
Ein Besuch macht unsichtbar
Aber der Weg des Eiffelturms zum Pariser Wahrzeichen ist lang. Ganz Paris ist an klassizistische Architektur gewöhnt. Vor allem die Eliten haben ein Problem mit der völlig neuen Art des Bauens, die den technischen Fortschritt ausgerechnet zum 100. Jahrestag der Französischen Revolution lobpreist.
Gustave Eiffel reagiert auf die massive Kritik geschickt, nämlich gelassen. Man könne seinen Turm nach der Weltausstellung ja wieder abreißen, gibt er an. Und kann sich danach erst einmal beruhigt zurücklehnen. Bereits im ersten Jahr kommen zwei Millionen Besucher. Aber auch von denen ist nicht jeder begeistert. Der Schriftsteller Guy de Maupassant etwa soll das Bauwerk immer wieder bestiegen haben - und zwar einzig und allein aus dem Grund, um es nicht sehen zu müssen.
Denkmal erst seit 1964
Anfang der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts mehren sich wieder konservative Stimmen, die für den Abbau des Eiffelturms plädieren. Auch die Verschiffung ins fortschrittsgläubige Amerika wird erwogen. Die Kritiker sterben, der Turm bleibt bestehen – vielleicht auch, weil er ab 1909, als militärische Funkstation zweckentfremdet, seinen Beitrag zum Erhalt der Grande Nation leiten darf.
Endgültig gesichert ist seine Existenz allerdings erst 1964: Da wird der Eiffelturm ins Verzeichnis der französischen Denkmäler übernommen. Heute präsentiert sich das Bauwerk nachts stolz im Glanz von 336 Scheinwerfern und 20.000 Glühlampen. Rund sieben Millionen Menschen besteigen in inzwischen jedes Jahr. "Paris ist nichts ohne den Eiffelturm" heißt es 1945 in einem Chanson von Jacques Hélian.
Das Kindermädchen des französischen Dichters Jean Cocteau brachte es nach dessen Auskunft schon früher auf den Punkt: "Sie sagte immer, wenn etwas schön war, es sei eiffeltürmerisch".
Stand: 31.03.2014
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