Stichtag

28. März 2004 - Todestag von Peter Ustinov

"In meinem englischen Pass steht unter Beruf Autor. Für alles ist kein Platz, das versteh' ich auch", sagte Peter Ustinov einmal. Es ist nicht leicht, ihn einzuordnen, den Schauspieler, Regisseur, Maler, Bühnenbildner, Conférencier, Stückeschreiber, Prosaautor, Musikliebhaber, Oscarpreisträger, den Meister der Geräusche und Imitator.

Tausendsassa nannten ihn viele, oder Universalgenie. Mit seinen Talenten hätte er ein ganzes Show-Ensemble ersetzen können. Aber er betrat die Bühne nie aufrecht und stolz, sondern eher ein bisschen gebückt und bescheiden. Mehr als einmal erklärte Ustinov, schon als Baby übergewichtig, er sei aus Notwehr zum Komiker und Entertainer geworden: "Ich begann, über mich selbst zu lachen, um den Anderen zuvorzukommen."

Ustinov: "Ich bin ethnisch schmutzig und stolz darauf"

Geboren wird Peter Ustinov 1921 in London. "Ich wurde aber in St. Petersburg gezeugt. Und in Schwäbisch Gmünd evangelisch getauft. Ich finde, das ist das Wichtigste", sagte er öfters. Er kommt als kleiner Baby-Buddha auf die Welt, mit elf Pfund Gewicht. "Meine Mutter wusste nie, wo bei mir vorn und hinten ist." Sein katholischer Großvater, Plato Grigori, lebte als russischer Emigrant in Württemberg und sein Vater, der in Jaffa geborene Jona von Ustinov, übersiedelte 1918 nach England. In Kontakt mit dem Theater kam Ustinov über seine französische Mutter, die Bühnenbildnerin und Kostümzeichnerin Nadja Benois, die russische, französische, italienische und äthiopische Vorfahren hatte. Ustinov selbst bleibt sein Leben lang offiziell britischer Staatsbürger, stellte sich aber lieber als Kosmopolit vor: "Ich bin ethnisch sehr schmutzig und sehr stolz darauf."

1939 debütierte er als Schauspieler mit eigenen Sketchen und erhielt ein Jahr später seine erste Filmrolle. Viele weitere folgten, in Erinnerung blieben vor allem einige legendäre Auftritte: der Sklavenhändler in "Spartacus" zum Beispiel, der Nero in "Quo Vadis?" und der Hercule Poirot in "Tod auf dem Nil".

Die Schauspielerei genügte ihm bei Weitem nicht. Er verfasste nach eigenen Angaben auch über 20 Theaterstücke und neun Filmdrehbücher, führte bei acht Filmen Regie und spielte in über 80 Film- und Fernsehproduktionen und vielen Bühnenstücken mit. Er schrieb Erzählungen, Romane und Memoiren, inszenierte Opern und entwarf Bühnenbilder, legte Foto- und Karikatursammlungen vor und bereiste als begnadeter Komiker mit Soloprogrammen die Welt. 35 Jahre lang war er zudem als Unicef-Botschafter unterwegs und wurde dafür von der Queen zum Ritter geschlagen.

Privatleben in den Weinbergen am Genfer See

Seine One-Man-Shows und pfeilspitzen Pointen blieben legendär, auch als er längst im Rollstuhl saß. Privat zog er sich am liebsten in die Weinberge am Genfer See, nach Bursins, zurück. Inmitten von Bücherbergen, Partituren, Bildern und Schallplatten lebte er über 30 Jahre glücklich mit seiner dritten Frau Hélène du Lau d'Allemans. "Wenn man sein Leben auf der Bühne verbringt, muss man sich privat in die Kulissen zurückziehen können", sagte er einmal.

Selbst kurz vor seinem Tod hatte er noch eine Pointe parat: "Mein Pass ist noch gültig bis 2008. Für mich ist es eine Frage der Ehre, nicht vorher abzulaufen." Leider ist er doch vier Jahre früher abgetreten: Kurz vor seinem 83. Geburtstag stirbt er am 28. März 2004 in einer Klinik bei Genf.

Stand: 28.03.2014

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