Stichtag

5. Juni 1891 - Salem-Gründer Kurt Hahn wird geboren

Was verbindet Königin Sofia von Spanien, Queen-Gatten Prinz Philipp und Schriftsteller Klaus Mann? Alle drei haben das renommierte Internat Schloss Salem am Bodensee besucht. Gegründet wird das sogenannte Landerziehungsheim 1920 von Hausherr Prinz Max von Baden, dem letzten Reichskanzler der Kaiserzeit und seinem Privatsekretär Kurt Hahn. Der am 5. Juni 1886 in Berlin geborene Hahn leitet die Schule, obwohl er kein ausgebildeter Pädagoge ist. Er hat Philosophie studiert und ab 1914 im Auswärtigen Amt die britische Presse ausgewertet. Während des Ersten Weltkriegs fällt Hahn jedoch in Ungnade, weil er den Befehl Kaiser Wilhelms II. zu einem verschärften U-Boot-Einsatz als verhängnisvolle Fehlentscheidung bezeichnet. 1919 wird er Mitglied der Deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen von Versailles und verfasst den Entwurf der berühmt gewordenen Rede von Reichsaußenminister Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau. Die oft zitierte Passage zur Kriegsverantwortung Deutschlands stammt von Hahn: "Es wird von uns verlangt, dass wir uns als die allein Schuldigen bekennen; ein solches Bekenntnis wäre in meinem Munde eine Lüge."

Enttäuscht über den Ausgang der Friedensverhandlungen scheiden Max von Baden und Kurt Hahn aus der Politik aus und ziehen sich zurück nach Salem - was "Ort des Friedens" bedeutet.

Begründer der Erlebnispädagogik

Hahn bezeichnet sich gleichzeitig "als überzeugter Demokrat und überzeugter Monarchist". Er will nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs eine neue Elite für Deutschland heranziehen: keine einseitig intellektuell gebildete, sondern eine hilfsbereite, tolerante und verantwortungsbewusste Jugend. "Unter der richtigen Erziehung verstehe ich", sagt Hahn, dass sich die Jugendlichen "im Wettbewerb mit Angehörigen der verschiedensten Stände" bewähren müssten. Das in Salem fällige Schulgeld reduziert jedoch die von Hahn propagierte Stände-Vielfalt auf Großbürgertum und Adel. Eins seiner sieben "Salemer Gesetze", die Hahn 1930 formuliert, lautet denn auch: "Erlöst die Söhne und Töchter reicher und mächtiger Eltern von dem entnervenden Gefühl der Privilegiertheit." Salem ist die erste Schule, die ab 1920 Mädchen und Jungen gemeinsam ausbildet. Hahn entwickelt für sie die sogenannte Erlebnispädagogik. Dabei sind musische und politische Fächer Pflicht, Sport ein Muss - genau wie Sozialdienste außerhalb des Internats, die bei den Elite-Schülern Rücksichtsnahme gegenüber Schwächeren fördern soll.

1933 nach Großbritannien emigriert

Nach der Machtübernahme der Nazis muss Hahn die Leitung der Schule abgeben: Als Sohn jüdischer Eltern wird er 1933 verhaftet. Später kann er nach Großbritannien fliehen, wo er weitere Schulen nach dem Salemer Vorbild gründet. Max von Baden ist bereits 1929 gestorben. Salem bleibt trotzdem geöffnet, 1941 übernimmt die SS die Leitung. Anfang 1953 kehrt Hahn aus Gesundheitsgründen aus England zurück. In Salem ist er aber nur noch zu Gast. Hahn stirbt am 14. Dezember 1974 im Alter von 88 Jahren in Ravensburg und wird in Salem beigesetzt. Sein Ziel hat er erreicht: Viele seiner ehemaligen Schüler bringen es zu wichtigen Ämtern und Posten in Politik und Wirtschaft.

Stand: 05.06.2011

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