1931 steht Gretel Bergmann auf Platz vier der besten Hochspringerinnen Deutschlands. Da ist die Tochter jüdischer Eltern 17 Jahre alt. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers wird sie 1933 wie andere jüdische Sportler aus ihrem Sportverein ausgeschlossen. Sie emigriert nach England, wird britische Meisterin, hat Aussicht auf einen Platz in der dortigen Olympiamannschaft. Noch am selben Abend erhält sie den Befehl, nach Deutschland zurückzukehren - andernfalls wäre ihre Familie bedroht. Deutschland hat sich für die Olympischen Spiele beworben und kann sich keine Skandale leisten. Bergmann darf an Trainingslagern teilnehmen, hofft auf eine Aufnahme ins deutsche Team. "Jeden Tag saß ich auf den Stufen vor dem Haus und wartete auf den Briefträger", sagt Bergmann. Die Nazis halten sich bedeckt.
Ein von NS-Parolen gesäubertes Berlin
Eigentlich lehnt Hitler den olympischen Gedanken der Völkerverständigung als "geistige Verirrung" ab. Trotzdem wollen er und Joseph Goebbels die Olympischen Spiele als Propagandainstrument nach Deutschland holen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verlangt eine klare Stellungnahme: ihm seien Ungerechtigkeiten gegen jüdische Sportler zu Ohren gekommen. 1933 erklärt die NS-Regierung deshalb, die Spiele stünden "allen Rassen und Konfessionen" offen. Der beliebte deutsche Boxer Max Schmeling reist zu Werbezwecken in die USA. Eine amerikanische Delegation besucht ein von Nazi-Parolen gesäubertes Berlin. Wie andere Staaten entscheiden sich auch die Amerikaner mit knapper Mehrheit gegen einen Boykott.
Einen Tag, nachdem das US-Team den Dampfer nach Deutschland bestiegen hat, erhält Gretel Bergmann einen Brief. Wegen ungenügender Leistungen könne man sie nicht in die deutsche Mannschaft aufnehmen. Auf Anfrage würde ihr aber eine Stehplatzkarte zugeschickt. Einen Monat zuvor hatte sie den deutschen Rekord im Hochsprung gebrochen.
Leni Riefenstahl dreht Propaganda-Filme
Am 1. August 1936 erklärt Adolf Hitler "die Spiele von Berlin zur Feier der elften Olympiade neuer Zeitrechnung als eröffnet" - im Rücken eine "judenfreie" deutschen Mannschaft. Um die Überlegenheit der arischen Rasse zu dokumentieren, wird Leni Riefenstahl engagiert, die Filme wie "Fest der Schönheit" und "Fest der Völker" vorlegt. Allerdings geht die Rechnung nicht auf: Großer Star der Spiele ist der farbige US-Läufer Jesse Owens. Er gewinnt vier Goldmedaillen. Über 100 Meter läuft er Weltrekord.
Stand: 01.08.2006