23. November 1977 - Start des Wettersatelliten "Meteosat 1"

Stand: 23.11.2017, 00:00 Uhr

Ein riesiger Wolkenwirbel auf einem gerade einmal 16 mal 16 Zentimeter großen Bild löst am 3. März 1966 bei deutschen Meteorologen einen Sturm der Begeisterung aus. Es ist das erste beim Deutschen Wetterdienst aufgenommene Bild direkt aus dem All, gesendet von einem US-amerikanischen Wettersatelliten.

Start des Wettersatelliten Meteosat1 (am 23.11.1977) WDR 2 Stichtag 23.11.2017 04:00 Min. Verfügbar bis 21.11.2027 WDR 2

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"Ich habe instinktiv gefühlt, da ist was ganz Tolles. Und das wird uns in der Meteorologie unglaublich weiterhelfen", erinnert sich Tillmann Mohr. Er ist als junger Meteorologe beim Empfang live dabei und kümmert sich nun darum, die Wettervorhersagen mit Satelliten zu verbessern. Erst als Wissenschaftler, später als Präsident des Deutschen Wetterdienstes und als Generaldirektor der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (Eumetsat).

Wolkenwirbel über dem Atlantik

Bis zur Hilfe aus dem Orbit hatten europäische Wetterballons, Radiosonden und Wetterstationen am Boden Informationen zu Temperatur, Luftdruck, Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeit gesammelt. Diese Daten lieferten die Grundlagen für die Wetterprognosen.

Aber: Zwischen den Messstationen und dem Atlantik - der europäischen Wetterküche - hatte es riesige Datenlücken gegeben. Diese schließen nun die Aufnahmen des US-Satelliten. "Zum ersten Mal hatten wir ein Beobachtungssystem, was lückenlos beobachtet hat", erklärt Mohr den wissenschaftlichen Nutzen der Bilder aus dem All.

Doch der US-Satellit kommt zunächst nur zweimal am Tag über Europa vorbei. Das reicht den Europäern bald nicht mehr. Deshalb baut die europäische Raumfahrindustrie einen eigenen Wettersatelliten "Meteosat 1", der den Kontinent permanent im Blick haben soll.

Abflug beim dritten Versuch

Am 23. November 1977 - nach zwei abgebrochenen Versuchen - hebt "Meteosat 1" vom US-Raumfahrtflugzentrum Cape Canaveral ab. Anfang Dezember schickt der Wetterspäher aus 36.000 Kilometern Entfernung die ersten Bilder von seinem Standort über den Äquator.

Fortan überträgt "Meteosat 1" Aufnahmen von Europa, Afrika und dem Atlantik im Halbstundentakt zur Erde. "Wenn ich jetzt diese Bilder abrufe, kann ich einen Film machen und damit das Wetter beobachten", sagt Johannes Schmetz, ehemaliger oberster Wissenschaftler bei Eumetsat. Das ist der entscheidende Durchbruch für die Genauigkeit der Wetterprognosen.

Die Satellitenbilden finden schnell den Weg in die Wohnzimmer: Die Tagesschau im Ersten und die heute-Sendung im ZDF läuten mit aktuellen Aufnahmen ihre Wettervorhersagen ein. Auch der Laie kann auf den Bildern oft schon ein Hoch- oder Tiefdruckgebiet, eine Strömungsfront oder einen schlechtes Wetter verheißenden Wolkenwirbel identifizieren.

Störung nach zwei Jahren

Im November 1979 müssen die Fernsehzuschauer plötzlich auf ihre gewohnten Satellitenfotos verzichten, "Meteosat 1" verweigert den Dienst und die mittelfristigen Wetterprognosen werden wieder schlechter. Erst ein gutes Jahr später startet der Nachfolger "Meteosat 2".

Inzwischen kreist "Meteosat 11" im All. Die neueren Modelle messen präziser und liefern mehr Daten für die Vorhersage mit Supercomputern - und bessere Prognosen. Diese sind pro Jahrzehnt um einen Tag besser geworden. "Also eine Drei-Tagesvorhersage ist heutzutage so gut wie eine Ein-Tagesvorhersage vor 20 Jahren. Primär dank der Satelliten", sagt Schmetz.

Programmtipps:

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. November 2017 ebenfalls an den Start des Wettersatelliten "Meteosat 1". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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