Der Name ist nur eine unscheinbare Nummer: "288" heißt der Schaufelradbagger, der am 16. Oktober 1978 den Betrieb im Tagebau Hambach aufnimmt. Dabei ist "288" die seinerzeit größte Landmaschine der Welt, gebaut um sich jahrzehntelang durch das Erdreich der linksrheinischen Ebene zu graben.
Seine Mission im Auftrag des Bergbauunternehmens Rheinbraun und des Mutterkonzerns RWE: Braunkohle, die rund 500 Meter unter der Erde liegt, freilegen und zur Stromerzeugung abbauen. Das meistert der von Krupp gebaute Bagger dank seiner Größe und moderner Technik beeindruckend effizient.
Tagesleistung von 40.000 Arbeitern
Der Schaufelradbagger ist höher als die Freiheitsstatue, länger als rund 20 Lastwagen hintereinander und schwerer als der Eiffelturm. Der Gigant fördert rund 240.000 Kubikmeter Kohle und Abraum pro Tag. Das entspricht der Tagesleistung von 40.000 Arbeitern mit Hacke und Schaufel. Lediglich ein Baggerführer ist heute nötig, um "288" zu kontrollieren und zu steuern.
Dabei verschlingt das Stahlgerippe auf zwölf Raupen ganze Landschaften. Wo seine Schaufeln gegraben haben, bleiben tiefe Löcher, deren Renaturierung Jahrzehnte dauern wird. Im Tagebau Hambach werden aus dem einstigen Idyll mit Wald, Wiesen, Dörfern zuerst die Menschen umgesiedelt, dann verschwinden Flora und Fauna unter den rotierenden Schaufeln von "288" und weiteren Baggern.
Angst einflößender Koloss
Kein Wunder, dass "288" vielen Menschen Angst einflößt. Das gruselige Ansehen beschert der Maschine sogar einen Filmauftritt. Im Hollywood-Streifen "Tribute von Panem" erscheint "288" im Hintergrund eines düsteren Industrie-Gettos.
2001 geht "288" auf Reise. "Die langsamste Dienstreise der Welt", nennt der "Spiegel" den Umzug des Riesenbaggers vom Tagebau Hambach zum Abbaugebiet Garzweiler. Der Koloss braucht drei Wochen für die 22 Kilometer lange Strecke über Straßen, Schienen und Wasser, die vorher aufwendig präpariert werden muss.
Arbeit stets von Protesten begleitet
Tausende Schaulustige säumen den Weg von "288", um sich das Spektakel anzuschauen. Die Arbeit von "288" ist sonst schon seit den Anfängen von Protesten der Braunkohle-Gegner begleitet. Anwohner kämpfen für den Erhalt ihrer Heimat, Naturschützer für Wald und Tiere.
Aktivisten besetzen "288" und rollen ihre Transparente aus. Später kommen die Klimaschützer hinzu, die – wie jüngst im Hambacher Forst – gegen die klimabelastende Stromerzeugung durch Braunkohle demonstrieren.
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