Wirtschaftlich ist Fürth gebeutelt, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung im Juni 2009. Gerade hat das in seiner Stadt ansässige Versandhaus Quelle Insolvenz angemeldet: "Wir haben Ähnliches schon einmal mitmachen müssen vor 15 Jahren beim Grundig-Niedergang. So etwas wiederholt sich jetzt. Auch das hier wird Spuren hinterlassen."
Am 11. November 2009 dann vollzieht Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg vor rund einem Dutzend der 10.000 Quelle-Gläubiger in der gähnend leeren Grugahalle in Essen den Auflösungsakt. 4.000 Mitarbeiter und 1.000 Beschäftigte bei Zulieferern und Dienstleistern verlieren ihren Job. Dabei hat alles so viel versprechend angefangen.
Grete Schickedanz als Rettung
1927 gründet Unternehmer Gustav Schickedanz die Firma "Gustav Schickedanz Kurzwaren en gros", aus der im Herbst als innovativer Versandhandel Quelle hervorgeht. Umsatz und Gewinne wachsen rasch.
Der Katalog erscheint in einer Auflage von über zwei Millionen Exemplaren. Als Mitglied der NSDAP profitiert Schickedanz von der politischen Lage und der Ausschaltung jüdischer Konkurrenz. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhält er von den Alliierten als "Mitläufer" Berufsverbot.
Da tritt Schickedantz' zweite Ehefrau Grete auf den Plan, die schon im Gründungsjahr 1927 eine kaufmännische Lehre bei der Firma begonnen und den Unternehmer 1942 geheiratet hat. Zunächst führt sie den Betrieb allein. Als er 1949 rehabilitiert wird, konzentriert sie sich auf den Einkauf, während er als Finanzier die Richtung vorgibt.
Brauereien, Möbelhäuser, Windelfabrik
Grete Schickedanz baut den Textilbereich des Versandhauses aus, ordert große Mengen und lässt in Billiglohnländern produzieren. Bekannt wird sie durch ihr Geleitwort und ihr Foto im Quelle-Katalog, der in praktisch jedem bundesdeutschen Haushalt liegt.
Nach dem Tod ihres Mannes 1977 wird ihr Schwiegersohn Konzernchef. Zum Schickedanz-Imperium gehören mittlerweile Brauereien, Möbelhäuser und eine Windelfabrik. Grete Schickedanz übernimmt das Stammhaus.
In Krisenzeiten Kündigungen vermieden
Unter den Mitarbeitern etabliert sie das Bild einer großen Familie. In Krisenzeiten sorgt sie dafür, dass Kündigungen vermieden werden. 1987 zieht sie sich aus dem Tagesgeschäft zurück.
Der Internethandel schwächt Quelle nachhaltig. Hinzu kommt die Fusion mit dem schwächelnden Kaufhaus-Konzern Karstadt 1999, zu dessen Rettung ein dreistelliger Millionenbetrag die Konten wechselt. Weshalb Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg Karstadt 2009 im Gegensatz zu Quelle verschont.
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