1. November 1987 - Gorbatschows Buch "Perestroika" erscheint

Stand: 01.11.2017, 00:00 Uhr

"Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich mich direkt an die Bevölkerung in der UdSSR, in den USA und in allen anderen Ländern wenden möchte." So beginnt das Buch "Perestroika - Eine zweite Russische Revolution" von Michail Gorbatschow, das am 1. November 1987 erscheint.

70 Jahre nach der ersten Russischen Revolution beschreibt der KPdSU-Generalsekretär darin seine Vorstellungen über die Krise und den Umbau der sowjetischen Gesellschaft.

Das Buch "Perestroika" von Gorbatschow erscheint (am 01.11.1987) WDR 2 Stichtag 01.11.2017 04:14 Min. Verfügbar bis 30.10.2027 WDR 2

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Jüngster im Politbüro

Für Aufmerksamkeit gesorgt hat Gorbatschow bereits, als er im März 1985 Nachfolger von Konstantin Tschernenko im Amt des Generalsekretärs wird. Mit 54 Jahren ist er mit Abstand der Jüngste im Politbüro. Im Oktober 1985 stellt er ein Programm zur wirtschaftlichen "Beschleunigung" durch einen grundlegenden "Umbau" (Perestroika) der sowjetischen Verhältnisse vor.

Elemente sind die Förderung von Eigeninitiative und Eigenverantwortung, die Einführung marktwirtschaftlicher Elemente, eine größere Ausrichtung der Produktion an der Nachfrage und das Prinzip "Glasnost" (Offenheit).

Weltoffener Sozialismus

Weil Gorbatschow auch international Zeichen setzen will, nimmt er die Einladung eines US-Verlages an, um seine Gedanken über eine friedlichere Welt aufzuschreiben. Auf 344 Seiten, in leicht verständlichen Sätzen.

Im Abschnitt über eine neue Außenpolitik schreibt er, "dass eine Veränderung der Welt zum Besseren bevorsteht. Dass diese Veränderung sogar bereits im Gange ist". Gorbatschows Auffassung von einem neuen, weltoffenen Sozialismus sorgt dafür, dass 1989 die Mauer in Berlin fällt. Wiedervereinigung und Abrüstung bestimmen die Weltpolitik. Kurz nach der Veröffentlichung des Buches trifft sich Gorbatschow mit US-Präsident Ronald Reagan.

Rücktritt nach Putschversuch

In der Sowjetunion hingegen kriselt es. Die Einführung der Marktwirtschaft kommt nur schleppend voran. Hilfslieferungen aus dem Westen unterstreichen Ende 1990 massive Versorgungsprobleme. Verschiedene Sowjetrepubliken erklären ihre Unabhängigkeit. Im August 1991 tritt Gorbatschow nach einem Putschversuch gegen ihn zurück.

Sein Buch "Perestroika" bleibt Gorbatschows politisches Vermächtnis. "Wir wollen, dass die Menschen eines jeden Landes Wohlstand, Glück und Zufriedenheit genießen", heißt es darin zum Schluss. "Der Weg dorthin führt über eine atomwaffenfreie, gewaltfreie Welt."

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