Ihre Fotos zeigen Maria Callas beim Schnorcheln, König Juan Carlos beim Ping-Pong oder Margaret Thatcher vertraut neben Sean Connery. Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn fotografiert Schauspieler, Künstler, Politiker und den Hochadel, wann immer sich die Gelegenheit bietet.
Und Gelegenheiten gibt es viele. Als Ur-Ur-Ur-Urenkelin von Kaiserin Maria Theresia ist sie mit dem europäischen Hochadel verschwägert und vertraut. Sie trifft die Prominenz bei Familienfesten, in St. Moritz oder bei Autorennen, die Kamera immer im Gepäck.
"Meine armen Kollegen, jeder einzelne hat besser fotografiert als ich", räumt sie einmal ein. "Aber sie hatten nicht den Vorteil, den ich hatte, dass ich eingeladen bin und über die Absperre drüber steigen kann."
Mit neun Jahren die erste Kamera
Geboren wird die spätere Fürstin als Marianne Mayr Melnhof in Salzburg. Zu Kaisers Zeiten wäre sie eine Baroness gewesen, doch bei ihrer Geburt am 9. Dezember 1919 ist Österreich eine Republik. Der Adel ist abgeschafft. Ihren ersten Fotoapparat bekommt sie mit neun Jahren geschenkt. Ihre Gouvernante lässt Marianne jedes Fotos ordentlich beschriften und ins Album kleben. So behält sie es die folgenden Jahrzehnte bei und verfügt heute über ein Archiv mit rund 300.0000 Bildern.
Während des Besuchs der Münchner Kunstschule verliebt sie sich in Ludwig Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und wird durch die Heirat 1942 zur Fürstin. Als ihr Ehemann 1962 bei einem tragischen Verkehrsunfall stirbt, muss die Fürstin die fünf Kindern alleine großziehen. Ihre Freundin Lilli Palmer bringt sie bei einem gemeinsamen Urlaub auf die Idee, ihr Hobby zum Beruf auszubauen. "Warum verkaufst Du denn nicht Bilder?", fragt Palmer. Die Regenbogenpresse greift sofort zu.
Familienfest zum 100. Geburtstag
Für die Urlaubsfotos von Lilli Palmer bekommt die Fürstin 4.000 D-Mark. "Das war einer der größten Glücksmomente meines Lebens", erinnert sich Marianne Fürstin Sayn-Wittgenstein-Sayn später. Ihre Karriere als Gesellschaftsfotografin entwickelt sich prächtig. Die stets präsente Kamera stört den prominenten Freundeskreis indes nicht, niemals verkauft sie diffamierende Fotos an die Gazetten.
Caroline von Monaco verpasst ihr den freundlich gemeinten Spitznamen "Mamarazza". Im Alter muss sie mit dem Fotografieren aufhören: Sie sehe schlechter, sagt sie. Ihren 100. Geburtstag will die Fotografin mit ihrer Familie in Salzburg feiern: Diese ist in einem Jahrhundert auf fünf Kinder, 20 Enkel, 31 Urenkel und 3 Ur-Ur-Enkel angewachsen.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Dezember 2019 ebenfalls an den Geburtstag der Fotografin Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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