Ein Gebinde aus Gänseblümchen, Orchideen, sauren Gurken, Schwertlilien, Makkaroni und Schnürsenkeln – so hat Erich Kästner einmal sein Werk beschrieben. Am 23. Februar 1899 wird er in einer Dresdner Mietskaserne geboren. Gefördert von der Mutter, einer Friseurin, schafft er den Aufstieg, studiert in Leipzig Germanistik und promoviert 1925 mit Bestnote.
Kästner führt Bohème-Leben in Berliner Cafés
Mit 28 Jahren geht er nach Berlin, wo er für die wichtigsten Zeitungen, für Hörfunk und Film schreibt. Kästner führt ein Bohème-Leben in Cafés und Bars und hat meist mehrere Freundinnen gleichzeitig. Der große Durchbruch gelingt ihm 1929: Das Buch "Emil und die Detektive" (1929) wird ein Welterfolg und bald verfilmt.
In rascher Folge schreibt Kästner weitere Bestseller für Kinder, zum Beispiel "Pünktchen und Anton" (1931) oder "Das fliegende Klassenzimmer" (1933). Außerdem erscheinen der Roman "Fabian" (1931) und seine besten Gedichte. "In diesen Jahren vor 1933 verfügt er über eine stupende Produktivität", sagt Sven Hanuschek, Literaturwissenschaftler und Autor einer umfangreichen Kästner-Biografie.
Kästner wohnt Bücherverbrennung bei
Mit Hitlers Machtübernahme endet Erich Kästners Karriere abrupt. Er ist selbst dabei, als seine Bücher 1933 auf dem Berliner Opernplatz verbrannt werden. Er darf nur noch im Ausland veröffentlichen, zweimal wird er verhaftet.
Als einer der wenigen prominenten Schriftsteller und Gegner des Nationalsozialismus bleibt er jedoch in Deutschland. Als Autor schlägt er sich sogar gut durch. Unter falschem Namen schreibt er Komödien für Bühne und Film, geht weiter in Cafés, genießt Hummer und Sekt. Später macht er sich deshalb schwere Vorwürfe. "Er muss sich jahrelang daran abgearbeitet haben. Man kennt seine Privatbibliothek: Er hat eine der größten Sammlungen über den Holocaust. Er ist davon nicht mehr losgekommen", erklärt Sven Hanuschek.
Nach dem Krieg schreibt er weiter Kinderbücher, zum Beispiel "Das doppelte Lottchen" (1949). Kinder bleiben für ihn die Hoffnung auf eine bessere Welt. "Lasst euch die Kindheit nicht austreiben! Nur wer erwachsen wird, und ein Kind bleibt, ist ein Mensch!", schreibt er.
In seinen letzten Lebensjahren zerreibt er sich in München zwischen zwei Frauen. Erich Kästner erkrankt schwer, trinkt immer mehr und schreibt immer weniger. Am 29. Juli 1974 stirbt er mit 75 Jahren. Viele seiner Bücher und Aphorismen bleiben aktuell: "Wer das, was schön war, vergisst, wird böse. Wer das, was schlimm war, vergisst, wird dumm."
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Februar 2019 ebenfalls an Erich Kästner. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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