Als der spätere Kaiser Augustus im Jahre 44 vor Christus die politische Bühne betritt, ist er gerade einmal 19 Jahre alt. Sein Großonkel Julius Caesar hatte ihn zum Nachfolger auserkoren. Der gerät als Diktator in Ungnade bei den Republik-Verfechtern, die ihn schließlich umbringen. Nun rückt der Ziehsohn nach.
Geboren wurde Augustus am 23. September 63 vor Christus als Gaius Octavius in eine wohlhabende, aber politisch unbedeutende Familie. Die Mutter ist eine Nichte von Julius Caesar, der Gefallen an seinem Neffen findet.
Caesar vermacht Octavius nicht nur ein Vermögen und eine loyale Armee, sondern auch den symbolträchtigen Namen: Als Gaius Julius Caesar Octavius mischt er nach dem Tod des Diktators um die Herrschaft im zerstrittenen Rom mit.
Hinrichtungen in allen Schichten
Als erstes rächt er den Mord an Caesar. Dabei ist der junge Feldherr nicht zimperlich. "Wir haben Todeslisten, mehrere Tausend Tote alleine in der Oberschicht, wir haben Massaker an der Bevölkerung ganzer Städte", beschreibt der Aachener Althistoriker Jörg Fündling den Rachefeldzug.
Als ihn jemand bei der Hinrichtung um Gnade anfleht, soll Octavius lakonisch bemerkt haben: "Moriendam est - jetzt ist Zeit zu sterben". Nachdem die Verschwörer beseitigt sind, teilt er mit seinem größten Konkurrenten Marcus Antonius das Reich auf: Octavius hat im Westen das Sagen, Antonius im Osten und in Ägypten.
Doch der Schulterschluss ist nur von begrenzter Dauer. Im Jahr 31 v. Chr. kommt es zur entscheidenden Seeschlacht zwischen den beiden, die Octavius gewinnt. "Er muss jetzt dringend irgendeine Form finden, in der er eine dauernde, akzeptable und strukturell tragfähige Herrschaft ausüben kann", erklärt Fündling.
Einen Alleinherrscher, den es nicht geben dürfte
Octavius' Strategie: Er lässt den befürchteten Feldzug gegen die Antonius-Anhänger aus. Stattdessen erklärt er den Bürgerkrieg "Römer gegen Römer" für beendet und die Römische Republik für wiederhergestellt.
Zugleich baut er als Herrscher seine Macht aus. "Seit dieser Zeit überragte ich alle Übrigen an Autorität und Ansehen", notiert Octavius als Autokrat und Diktator, den es in der Republik gar nicht geben dürfte. Das zeigt sich auch in seinem neuen Namen, den er annimmt: "Augustus - der Erhabene".
Dennoch: Nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs erlebt das römische Reich unter Augustus, dem de facto ersten römischen Kaiser, eine lange Phase des Friedens und der Ausdehnung.
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