Um ein Goggomobil in Gang zu setzen, muss erst einmal der Benzinhahn hinter der Rückbank auf der so genannten Hutablage aufgeschraubt werden. Von hieraus fließt der Treibstoff direkt in den Vergaser, um den darunter liegenden Motor anzutreiben. Einen Kofferraum hat das Goggomobil nicht. Schließlich ist der Kleinstwagen ja auch eher ein Motorrad mit Gehäuse.
Roller auf vier Rädern
Die Idee zum Goggomobil kommt Hans Glas, dem Seniorchef einer Landmaschinen- und Kraftfahrzeugfirma, Anfang der 50er Jahre auf dem Münchner Oktoberfest. Damals sind die meisten Wiesenbesucher mit dem Fahrrad oder Motorrad unterwegs. Bei einem Platzregen sieht Glas, wie die Heimreisenden mit ihren Gefährten unter Brücken Schutz suchen. Eine Zwischenlösung zwischen Auto und Zweirad, findet der Unternehmer, muss her.
Glas tüftelt mit seinem Team herum. Das Ergebnis ist ein nur 1,30 Meter hohes Fahrzeug mit zwei Türen, zwei Sitzen und einer schmalen Rückbank für Kinder oder Gepäck. "Vierradroller" nennt Glas seine Entwicklung, deren erstes Exemplar am 19. Januar 1955 in der Hans Glas GmbH in Dingolfing vom Band rollt. Der Name "Goggomobil" kommt später vom Kindermädchen der Familie – und wird vom Firmenchef mit 5.000 Mark und einem Vierradroller belohnt. Kritiker und Kunden sprechen liebevoll vom "Floh mit Auspuff" oder "Hustendrops auf Rädern".
Über 280.000 Exemplare
Mit 3.000 Mark liegt das Goggomobil mit seinem Zweitaktmotor und seinen 13,6 PS preislich genau zwischen Motorrad und VW Käfer – und avanciert so zum beliebtesten Kleinwagen der frühen Wirtschaftswunderjahre. Zudem wird das Fahrzeug, von dem bald auch ein Coupé und ein Kleintransporter auf dem Markt kommen, zum Exportschlager. In Australien verleiht der Exporteur dem Goggomobil mit Heckflossen Sportautocharme, in Polen wird ein Modell ohne Lizenz einfach abgekupfert. Vom Original werden bis 1969 über 280.000 Exemplare gebaut.
Da ist dann Schluss mit dem Goggomobil – die Ansprüche an Autos sind gestiegen. Es ist auch der Anfang vom Ende der Hans Glas GmbH. Sie wird von BMW übernommen.
Stand: 19.01.2015
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