Für Roland Barthes kommt der Citroën DS von einem anderen Stern. Das Auto "besitzt sämtliche Merkmale jener Objekte, die aus einer anderen Welt auf uns gekommen sind und von denen sich unsere Sciencefiction-Literatur nährt", schreibt der französische Kulturphilosoph in seinem Buch über die "Mythen des Alltags": Im Vergleich zu den kraftstrotzenden Neuerungen des Automobilmarkts sei dieses Modell um Längen "spiritueller".Mit den perfekt fließenden Rundungen seiner Außenhaut wird der neue Citroën vom italienischen Designer Flaminio Bertoni tatsächlich auf dieses Spirituelle hin angelegt: Nicht von ungefähr wird das "DS" seines Namens im Französischen "déesse" ("Göttin") ausgesprochen
Nachfolger fürs "Gangsterauto"
Die Idee zum Citroën DS entsteht bereits in den vierziger Jahren. Zu dieser Zeit sucht der französische Automobilkonzern nach einem Nachfolger seines legendären Traction Avant, der als "Gangsterauto" Filmgeschichte schreibt. Nicht nur der Krieg und die deutsche Besatzungszeit verzögern das Projekt. Auch die neuartige Hydraulik des Wagens, die das Auto vor der Fahrt anheben soll, bereitet den Ingenieuren Kopfzerbrechen.Als die "Göttin" am 6. Oktober 1955 auf dem Pariser Autosalon vorgestellt wird, sind Fachwelt und Publikum gleichermaßen begeistert. Gleich am ersten Ausstellungstag werden 12.000 Modelle vorbestellt. Nicht nur spiritueller erscheint der Citroën DS im Vergleich zu herkömmlichen Automobilen, wie Roland Barthes begeistert schreibt: Er scheint auch "besser jener Funktionalität angepasst, die man bei unseren Haushaltsgeräten findet: die Instrumententafel ähnelt mehr der Schalterleiste eines modernen Küchenherdes als der Kontrollzentrale einer Fabrik".
Die Hüftprobleme einer Göttin
Allein bei der Hydraulik scheint die Form hinter der Funktionalität hinterherzuhinken: An ihr hängt das gesamte System für Lenkung, Federung und Bremse. Wenn sie ausfällt, geht beim Citroën DS gar nichts mehr. Und sie fällt häufig aus, weshalb immer wieder Wagen in den Parkbuchten liegen bleiben. Dem Erfolg des DS tut dies keinen Abbruch. Zwanzig Jahre lang wird das Auto produziert, insgesamt rund 1,5 Millionen Mal.
Stand: 06.10.10