Auch Jakop Fimpel wirkte - wie so viele seiner Vorgänger - euphorisch, glücklich und auch ein bisschen stolz, als er sich am Donnerstagmittag (26.9.2024) erstmals auf dem Podium im Bauch der Gelsenkirchener Arena der Öffentlichkeit präsentieren durfte. Der erst 35-Jährige ist jetzt schließlich Interimstrainer der Profis des S04.
Der gebürtige Filderstädter soll den unter dem beurlaubten Karel Geraerts abgestürzten Fußball-Zweitligisten mindestens in den folgenden zwei Spielen wieder in die Spur bringen. "Das ist eine Riesenerfahrung für mich. Ich habe die Chance, diese Mannschaft durch Frische und Unverbrauchtheit aufzurichten", sagte Fimpel.
Seit elf Jahren im Klub
Als große, namhafte Lösung für den Revierklub dürfte der Coach nicht durchgehen. Fimpel ist bisher eher nur Fußball-Insidern bekannt. Auf dem Berger Feld ist er allerdings kein Unbekannter. Im Gegenteil: Seit rund elf Jahren ist er als Jugend-Trainer, Assistent, Videoanalyst und zuletzt als Coach der U23 in der Regionalliga West in der berühmten Schalker Knappenschmiede tätig.
Ex-Sportvorstand Peter Knäbel hatte Fimpel einst als großes Trainertalent auserkoren und wollte ihn auf die Profiabteilung vorbereiten. Nun ging alles schneller, als wohl alle Beteiligten erahnen konnten. Fimpel soll nun erst einmal den Absturz, den freien Fall, in kürzester Zeit beenden.
Beträchtliches Risiko
"Man kann ein, zwei personelle Veränderungen vornehmen, aber man kann die Jungs auch stark reden und sie in ihre Stärken bringen", sagt der beförderte Coach mit Blick auf das erste Pflichtspiel bei Preußen Münster am Samstag (20.30 Uhr). In der Woche danach wird er auch noch die Heimpartie gegen Hertha BSC als Trainer verantworten.
Die Schalker Verantwortlichen gehen damit ein beträchtliches Risiko ein. Denn die mangelnde Erfahrung Fimpels spricht nicht gerade für ihn. Und weitere Misserfolgserlebnisse dürften noch mehr Frust und Untergangsstimmung im notorisch unruhigen Traditionsklub aufkommen lassen.
Übergangslösung für Raul?
Womöglich ist Fimpel tatsächlich nur eine Übergangslösung für einen neuen, möglichst längerfristigen und vor allem namhaften Coach. Bis in die Länderspielpause im Oktober haben sich Vorstandschef Matthias Tillmann und Kaderplaner Ben Manga Zeit auserbeten, eine Lösung zu finden. Und die Gerüchte um den Spanier Raul reißen in diesem Zusammenhang nicht ab.
Auch wenn Manga dementierte, bei einer Reise mit Tillmann nach Madrid in der vergangenen Woche Kontakt zum 47-Jährigen gehabt zu haben, gibt es weiterhin Stimmen aus dem Schalker Umfeld, die genau das Gegenteil behaupten.
Raul ist seit 2019 Trainer von RM Castilla, der Zweitvertretung von Real Madrid. Der S04 wollte den Ex-Schalker (2010 bis 2012) schon des öfteren zurück nach Gelsenkirchen holen. Nun scheint sich tatsächlich eine Möglichkeit zu ergeben, die Tür einen Spalt zu öffnen.
Leverkusens Alonso könnte das Vorbild sein
Mit Blick auf das nur rund 80 Kilometer entfernte Bayer 04 Leverkusen, das im Jahr 2022 den bis dahin als Trainer nur unterklassig in Erscheinung getretenen Ex-Weltstar Xabi Alonso verpflichtete und damit eine bisher ungekannte Erfolgsgeschichte geschrieben hat, zumindest ein überaus charmanter Gedanke. Für die große Mehrzahl der S04-Anhänger würde sich mit dem Trainer Raul eine großer Wunsch erfüllen.
Nun hat aber erst einmal Fimpel die Geschicke des Schalker Profimannschaft in seinen Händen. "Man kann optimistisch auf Samstag schauen, weil ich in dieser Woche eine Entwicklung gesehen habe", sagte Fimpel, der das Team seit Anfang der Woche trainierte. Damit ist er einer der wenigen verbliebenen Optimisten rund um den S04.