Das teilte der DFB auf SID-Anfrage mit, wie die Nachrichtenagentur am Sonntagmittag meldete.
Fans hatten am Zaun des Stuttgarter Blocks zwei große Banner aufgehängt, die nach Ansicht der Ordnungsbehörden Flucht- und Rettungswege blockierten. Schiedsrichter Bastian Dankert pfiff daraufhin die zweite Halbzeit der Partie zunächst nicht an.
Stuttgarter Verantwortliche versuchten am Zaun, auf die VfB-Fans einzuwirken. Diese hängten zunächst ein Protestbanner gegen die Investorenentscheidung der DFL ab.
Feuerwehr und Ordnungsamt beteiligt
Allerdings weigerten sich die Gästefans, die darunter hängenden Banner zu entfernen. Diese Zaunfahnen blockierten nach Ansicht der Behörden Fluchtwege in Richtung Rasen. Insbesondere behinderte ein Banner von "Commando Cannstatt", der größten Stuttgarter Ultra-Gruppierung, ein Fluchttor.
Gemeinsam mit Feuerwehr und Ordnungsamt wurde danach ein Ausweg gesucht, bis schließlich die Ösen gelockert wurden und das Banner so hing, dass das Tor geöffnet werden konnte. Daraufhin pfiff Dankert die Partie wieder an.
Schiedsrichter Dankert: Verzögerung unumgänglich
Laut Schiedsrichter Bastian Dankert war die lange Verzögerung des Anpfiffs zur zweiten Halbzeit unumgänglich. "Das Regelwerk besagt, dass man nach 30 Minuten sagt: Sehen wir noch ein bisschen Licht am Ende des Tunnels oder nicht. Wir wurden nach 30 Minuten darüber informiert, dass es schon eine Möglichkeit gebe, dass wir das Spiel wieder fortsetzen können", sagte der Schiedsrichter der Partie in der ARD: "Dementsprechend haben wir diesen Moment auch ausgereizt."
Zwischenzeitlich drohte sogar ein Spielabbruch. "Wir standen kurz davor", sagte Bochum-Sportdirektor Marc Lettau. Die Stuttgarter seien schon vorab über die Vorgaben informiert worden: "Es ist so, dass wir jedes Mal in schriftlicher Form darauf hinweisen, dass die Feuerwehr entsprechende Erwartungen an das Aufhängen von Bannern hat", sagte der 37-jährige Lettau.
VfB-Trainer: Alle haben "kein gutes Bild abgegeben"
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß und einige Stuttgarter Spieler hatten mit den Fans gesprochen, um diese dazu zu bringen, die Zahnfahnen zu entfernen, jedoch zunächst ohne Erfolg. Offenbar argumentierten die Anhänger, die Fahnen hätten auch in der ersten Halbzeit schon am gleichen Platz gehangen. Er könne sagen, "dass keiner gut ausschaut, wenn so eine Situation entsteht. Da haben wir alle - wir, die andere Seite - einfach kein gutes Bild abgegeben", sagte Hoeneß.
VfL: Entfernen durch Ordnungskräfte "keine Option"
Der VfL Bochum nahm in einem Statement am späten Samstagabend Stellung: Nach VfL-Darstellung war das Banner vor Beginn der ersten Halbzeit "regelwidrig" aufgehängt worden und mit einem Protestbanner kaschiert worden, das nach zwölf Spielminuten abgehängt wurde. Als dann das Problem mit dem Banner sichtbar geworden sei, habe man entschieden, das Spiel vorerst weiterlaufen zu lassen und gleichzeitig den Hinweis an die Gäste gegeben, dass die zweite Halbzeit bei weiterhin blockiertem Fluchttor nicht angepfiffen würde.
"Ein Entfernen der Banner durch Ordnungskräfte des VfL stellte keine Option dar, um die angespannte Situation nicht weiter eskalieren zu lassen", hieß es weiter vom Verein. Die Banner hätten aber soweit gelockert werden können, "dass eine Entfluchtung unter Mithilfe von verstärktem Personaleinsatz wieder gewährleistet" gewesen sei. Danach habe auch die Feuerwehr keine Einwände mehr gegen eine Spielfortsetzung gehabt.
Stuttgart kritisiert Bochumer Verantwortliche
VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle wies eine Verantwortung der Stuttgarter zurück und griff verbal die Verantwortlichen in Bochum an. Wehrle sagte in der Sport1-Talkrunde "Doppelpass", die Banner seien vor dem Spiel "mit dem Ordnungsdienst gemeinsam" angebracht worden. "Es wurde alles freigegeben." Die VfB-Fans seien zudem lösungsbereit gewesen, sagte Wehrle: "Die Fans, die Ultras haben angeboten, das Banner abzuhängen und dann das Stadion zu verlassen. Die Verantwortlichen wollten es dann nicht. Denn am Ende hat sich herausgestellt, dass sich die Fluchttore haben öffnen lassen trotz der Banner", sagte Wehrle.
VfL-Sportdirektor Lettau kündigt Nachbetrachtung an
Der VfB Stuttgart und der VfL Bochum kündigten jeweils eine Aufarbeitung der Vorfälle an. Die Bochumer wollen die Vorkommnisse am Gästeblock nach Aussage von Sportdirektor Lettau nun "Revue passieren lassen". In der Nachbetrachtung wolle man schauen, welche Maßnahmen künftig zu ergreifen seien.
Ähnlicher Vorfall schon im September
Einen ähnlichen Vorfall hatte es im Ruhrstadion bereits am 30. September beim Bundesliga-Spiel der Bochumer gegen Borussia Mönchengladbach gegeben: Die Partie wurde mit knapp zehnminütiger Verspätung angepfiffen, weil im Gästebereich große Fahnen und Banner die Sicherheitstore verdeckten. Das besondere Augenmerk auf die Banner und Fahnen an den Toren herrscht laut Verein seit Saisonbeginn aufgrund von neuen Vorgaben des Bochumer Bauordnungsamtes.