Sportliche Ziele werden im Fußballgeschäft mal mehr, mal weniger geheim gehalten. Bei einigen Klubs werden Ambitionen von Fans und Umfeld vorausgesetzt, manchmal dann auch von den Funktionären als offizielles Ziel ausgegeben. So ganz konsequent ausrufen wollte die Führung des West-Regionalligisten Wuppertaler SV vor der Saison den Aufstieg als unbedingtes Saisonziel aber nicht. Der Sportliche Leiter Gaetano Manno äußerte sich damals etwas vorsichtiger: "Wir wollen es versuchen."
Nahm Manno damals so noch etwas Druck raus, so ließ die WSV-Leitungsebene nun aber doch die Deckung fallen. Mit der Trennung von Trainer Hüzeyfe Dogan, die der Klub am Montag (20.11.2023) nach der 1:2-Heimpleite gegen den Spitzenreiter 1. FC Bocholt bekanntgab, ist klar: Der Aufstieg soll sehr wohl dieses Jahr her. In der Mitteilung des Vereins hieß es, die letzten Wochen seien "sowohl leistungs- als auch ergebnistechnisch mehr als unbefriedigend" verlaufen.
Unruhe durch versuchten Platzsturm in Bocholt
Dogan hatte in der letzten Saison mit dem WSV einen starken 2. Platz erreicht (in der Regionalliga West steigt lediglich der Erstplatzierte auf). Der 42-Jährige, der durch die Pleite mit seiner Elf den Abstand auf Spitzenreiter Bocholt auf neun Punkte anwachsen ließ, wurde in der Vereinsmitteilung zitiert: "Ich wünsche der Mannschaft weiterhin viel Erfolg und bin nach wie vor überzeugt, dass die gesteckten Ziele erreicht werden können."
Der Saisonbeginn war noch beinahe perfekt verlaufen, aus den ersten sechs Spielen holte Dogan mit seinem Team 18 Punkte, teils auch wegen einer bemerkenswerten Torausbeute in der Nachspielzeit. In den zehn Spielen danach holte Wuppertal aber nur noch neun Punkte. Peinlich war auch das Niederrheinpokal-Zweitrundenaus gegen Bezirksligist Schwarz-Weiß Alstaden.
Mit Nachdruck signalisierten jüngst einige Wuppertaler Fans, dass sie die gesteckten Ziele in Gefahr sehen. In Bocholt versuchten frustrierte Anhänger, Räumlichkeiten auf der Tribüne und den Platz zu stürmen. Wie der "kicker" und die "WAZ" berichteten, wurden fünf Strafanzeigen wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung und unerlaubter Benutzung von Pyrotechnik gestellt.
Altbekannter ist zurück: Britscho übernimmt vorerst
Die Wogen glätten soll vorerst ein Altbekannter. Christian Britscho, langjähriger Jugendtrainer des VfL Bochum, wird interimsweise das Team leiten. Britscho (53 Jahre) war bereits Mitte Oktober als neuer U19-Trainer vorgestellt worden.
Zuvor hatte er als Cheftrainer des Westfalen-Oberligisten Wattenscheid 09 gearbeitet und den Klub zur Spielzeit 2022/23 wieder in die Regionalliga geführt, doch es folgte der direkte Wiederabstieg. Die SGW steckt nun vollends in der Krise, es droht dem Tabellenschlusslicht sogar der Sturz in die Sechstklassigkeit.
Britscho wird nun in Doppelfunktion agieren. Er sagte dem "kicker": "Das ist ein großer Aufwand mit etwa zehn oder elf Trainingseinheiten sowie zwei Spielen pro Woche. Ich stelle mich aber gerne dieser Herausforderung und bin super motiviert, nachdem mich der Verein gebeten hat, in dieser schwierigen Situation zu helfen."
Doch die Tür ist wohl nicht zu für Britscho als Dauerlösung. Sportchef Manno wollte das dem "RevierSport" gegenüber nicht ausschließen: "In diesem Geschäft ist alles möglich." Möglich war es in der Tat auch schon mal: Britscho war bereits 2017/18 in Nachwuchs-Diensten des WSV zum Cheftrainer befördert worden, bevor es ihn zu Rot Weiss Ahlen zog.
Düren, Aachen und Gladbach II stehen auf dem Plan
Für ihn schließt sich nun also ein bisschen der Kreis. Britschos angedachte drei Cheftrainer-Spiele bis zur Winterpause umfassen Duelle beim 1. FC Düren (Samstag, 14 Uhr), mit Alemannia Aachen (02.12.) und bei Borussia Mönchengladbach II (09.12.).