2. Februar 1993 - Václav Havel wird Präsident der Tschechischen Republik

Zu Lebzeiten ist er nicht unumstritten, wird aber gleich mehrfach zum Präsidenten gewählt: Václav Havel gilt heute bei vielen Landsleuten als der bedeutendste Tscheche der vergangenen 100 Jahre.

Geboren wird Václav Havel 1936 in eine wohlhabende, großbürgerliche Familie in der noch jungen Republik Tschechoslowakei. Während des Zweiten Weltkriegs zieht die Familie auf einen Landsitz - so ist sie geschützt vor den unmittelbaren Gefahren der 1930er- und 1940er-Jahre. Doch die Entscheidungen und Verbrechen der Zeit werden den späteren Politiker Havel prägen.

So wird er später auch die Vertreibung der Sudetendeutschen nach 1945 als einer von wenigen Politikern des Landes "Unrecht" nennen. Von einer politischen Rolle oder sogar Führung ist Havel nach dem Zweiten Weltkrieg noch weit entfernt.

Václav Havel wird tschechischer Präsident (am 2.2.1993) WDR ZeitZeichen 02.02.2023 14:44 Min. Verfügbar bis 02.02.2033 WDR 5

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Als Kind einer Bürgerfamilie ist er im kommunistischen Staat geächtet, ein Außenseiter. Auch wenn ihm eine Schüchternheit bleibt, findet Václav Havel in den 1950er-Jahren sein Betätigungsfeld: das Theater. Zunächst schiebt er Kulissen, dann schreibt er Stücke, inspiriert vom absurden Theater und beeinflusst von seinem Vorbild Franz Kafka.

Mitbegründer der "Charta 77"

Ab den 1960er-Jahren macht sich Havel als Dramatiker vor allem im Ausland einen Namen. Mit den Erfolgen seiner Stücke steigert aber die Regierung ihre Schikanen. Havel darf nicht zu Premieren ausreisen, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels darf er nicht persönlich entgegennehmen.

Während des Prager Frühlings unterzeichnet er einen offenen Brief mit Forderungen nach mehr Demokratie. 1977 ist er Mitbegründer der Menschen- und Bürgerrechtsbewegung "Charta 77". Von 1979 bis 1983 muss er aus politischen Gründen ins Gefängnis. Während der "Samtenen Revolution", wie der Systemwechsel 1989 in der Tschecheslowakei genannt wird, ist Havel eine Symbolfigur des gewaltlosen Widerstands.

Erst Präsident der Tschechoslowakei

Obwohl er in einer Fernsehansprache die unpopuläre Forderung erhebt, die politische Klasse müssen sich bei den Sudetendeutschen entschuldigen, wird er zum ersten nicht-kommunistischen Präsidenten der Tschechoslowakei (CSSR) gewählt.

1990 wird der Staat in "Tschechische und Slowakische Föderative Republik" (CSFR) umbenannt. Doch die bislang geeinten Gegner des alten Regimes haben keine weiteren gemeinsamen Ziele. 1992 beschließen Tschechen und Slowaken, getrennte Wege zu gehen.

Dann erster Präsident der Tschechischen Republik

Nach Auflösung der CSFR wird Havel zum ersten Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt. Das Amt tritt er am 2. Februar 1993 an. Zehn Jahre lang bleibt Havel tschechischer Präsident. Er bereitet den EU-Beitritt vor und setzt sich dafür ein, dass sein Land der NATO beitritt. Im Ausland wird er politisch und moralisch geschätzt, innenpolitisch jedoch wird er immer unbeliebter. Einige fragwürdige politische Entscheidungen und eine zweite Ehe mit einer deutlich jüngeren Frau kratzen aus Sicht der Tschechen an Havels politischem Denkmal.

2003 zieht er sich aus der Politik zurück. Václav Havel stirbt am 18. Dezember 2011 mit 75 Jahren. Inzwischen gilt er in Umfragen wieder als der bedeutendste Tscheche der vergangenen 100 Jahre.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: David Rother

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