12. September 2012 – Überreste von König Richard III. entdeckt

Der Fund der Gebeine von Richard III ist ein echter Wissenschaftskrimi mit einem Hauch Mystery: Das Mitglied eines Geschichtsvereins ließ nach langen Recherchen (und dank einer Intuition) einen Parkplatz in der englischen Stadt Leicester aufbuddeln – wo man tatsächlich auf das verschollene Skelett gestoßen ist.

Richard III. sitzt Ende des 15. Jahrhunderts gerade einmal zwei Jahre auf dem englischen Thron. Aber über sein Leben kursieren viele Geschichten, die meisten sind grausig und böse. So lässt Shakespeare Richard III. in seinem Bühnenstück seine Ehefrau, den Bruder und die minderjährigen Neffen töten.

Aber war Richard III. tatsächlich ein buckeliger Bösewicht? Der wahre Richard III. ist wohl ein weniger übler Kerl gewesen. Immerhin hat Shakespeare das Drama ein Jahrhundert nach Richards Tod geschrieben. Zu dieser Zeit regiert noch immer die Tudor-Dynastie, deren Truppen Richard III. in der Schlacht von Bosworth 1485 töteten.

Skelett von Richard III. liegt unter einem Parkplatz (am 12.09.2012) WDR ZeitZeichen 12.09.2022 14:46 Min. Verfügbar bis 12.09.2099 WDR 5

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Ist Richard III. Opfer einer Rufmordkampagne?

"Heinrich Tudors Anspruch auf den Thron war nicht besonders stark. Indem er Richard schlecht machte, versuchte er selbst als König besser dazustehen", ist Philippa Langley von der britischen Richard the Third Society überzeugt. Die Vereinigung von Laien und Geschichtsforschenden versucht seit Jahrzehnten das Leben von Richard III. zu rekonstruieren.

Dabei hat besonders eine moderne Analyse seiner Gebeine geholfen. Nach langen Recherchen – und einer spirituellen inneren Eingebung – hatten Philippa Langley mit ihren Kolleginnen und Mitstreitern vermutet, dass die Überreste von Richard III. unter einem Parkplatz in Leicester liegen könnten.

Gebeine unter einem Parkplatz?

Archäologen legen 2012 ein Skelett frei | Bildquelle: University of Leicester / EPA / dpa

Im Sommer 2012 ist die Universität Leicester zu Grabungen bereit. Tatsächlich finden die Wissenschaftler unter dem Parkplatz ein Skelett und verkünden in einer Pressekonferenz am 12. September 2012: "Wir sagen heute nicht, dass wir König Richard III. gefunden haben. Was wir sagen, ist, dass die Suche nach Richard III. in eine neue Phase eingetreten ist."

Die Forschung verlagert sich nun von der archäologischen Ausgrabung zur Laboranalyse. Denn noch fehlt ein DNA-Abgleich, um die Identität des Toten sicher zu bestimmen. Aber woher soll die DNA kommen? Immerhin ist Richard III. bereits mehr als 500 Jahre tot.

Ein Tischler aus Kanada mit royaler Vergangenheit

Die Suche nach einem lebenden Verwandten Richards III. führt zu Michael Ibsen, einem Tischler aus Kanada. Er hat nicht die geringste Ahnung von seiner königlichen Abstammung, aber eine DNA-Analyse bestätigt die adelige Verwandtschaft der beiden. Somit steht jetzt "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" fest, dass die gefundenen Knochen von Richard III. sind.

Das Skelett löst einige Rätsel | Bildquelle: picture alliance / dpa

Die nun folgenden wissenschaftlichen Untersuchungen des Skelettes räumen mit einigen Mythen auf. So hat Richard entgegen Shakespeares Darstellung keinen Buckel gehabt. Die Rekonstruktion seines Gesichts zeigt einen wesentlich freundlicheren Mann als zeitgenössische Porträts, die übermalt worden waren, um Richard III. böser erscheinen zu lassen.

Feierliche Beisetzung nach mehr als 500 Jahren

Auch über seinen Tod gibt sein Schädel Auskunft: "Er hatte elf Wunden, neun davon am Kopf. Mit einer scharfen Klinge wurde die Hälfte seines Hinterkopfs abgeschlagen", sagt Langley. Der König muss von den feindlichen Truppen umzingelt gewesen sein. Er ist der letzte englische König, der im Kampf um die Krone auf dem Schlachtfeld stirbt.

Feierliche Beisetzung der Gebeine von Richard III. | Bildquelle: picture alliance / empics

Nach dem Ende der wissenschaftlichen Untersuchungen werden seine Gebeine unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit erneut bestattet. In der Kathedrale von Leicester bekommt Richard III. im März 2015 die ehrenvolle Beisetzung, die ihm nach seinem Tod 1485 versagt worden ist.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Daniela Wakonigg
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. September 2022 an Richard III. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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