4. November 1577 - Geburtstag der "Grauen Eminenz" Père Joseph

Père Joseph wird am 4. November 1577 in Frankreich geboren. Der Kapuziner führt ein Leben zwischen Mystik und Politik - und prägt dabei den bis heute gültigen Begriff "Graue Eminenz".

Berater haben seit jeher einen großen Einfluss in der Politik. Sie bleiben im Hintergrund, ziehen von dort aber die Strippen, wenn Monarchen und Staatsoberhäupter regieren. Vornehmer nennt man sie "Graue Eminenzen". Der Begriff geht zurück auf den Kapuzinermönch Père Joseph, der als rechte Hand von Kardinal Richelieu im 17. Jahrhundert die französische Innen- und Außenpolitik maßgeblich bestimmt.

Am 4. November 1577 wird François-Joseph Leclerc du Tremblay in eine Familie aus dem Pariser Amtsadel geboren. Sein Vater stirbt früh, seine Mutter sieht für ihn eine weltliche Karriere vor. Er fügt sich zunächst, geht mit 17 Jahren auf Bildungsreise nach Rom, kämpft freiwillig bei einer Stadtbelagerung mit und begleitet einen Gesandten nach London.

"Graue Eminenz" Père Joseph (Geburtstag, 4.11.1577) WDR ZeitZeichen 04.11.2022 14:52 Min. Verfügbar bis 04.11.2099 WDR 5

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Père Joseph entdeckt sein Interesse für Politik und Diplomatie. Doch sein eigentlicher Wunsch ist es, dieser Welt zu entsagen. Gegen den Willen seiner Mutter tritt er mit 22 Jahren den Kapuzinern bei, auch weil der Orden die Beichtväter für das Königshaus stellt. Er will offenbar doch eine zumindest diskrete weltliche Rolle spielen.

Graue trifft auf Rote Eminenz

Der junge Pater macht sich als flammender Prediger einen Namen. Innerhalb der katholischen Kirche, aber auch politisch steigt er schnell auf. Der Papst ernennt ihn zum Chef der Auslandsmissionen, die Regentin und Königinmutter Maria von Medici sucht immer wieder seinen Rat. Wie Père Joseph Bekanntschaft mit Kardinal Richelieu, damals Bischof von Luçon, macht und ihn der Regentin als Berater empfiehlt, ist nicht genau belegt. Beide Männer stellen jedoch schnell politische Gemeinsamkeiten fest.

Als Ludwig XIII. später seine eigene Mutter und Richelieu vom Hof verbannt, weil diese gemeinsam gegen ihn intrigierten, legt der Kapuziner ein gutes Wort beim König ein. Richelieu darf zurückkehren und wird sogar Premierminister. Davon profitiert Père Joseph, der noch mehr Einfluss in der französischen Politik erhält.

Der Pater nutzt sein weit verzweigtes Netz an Informanten - Kaufleute, Spione und besonders seine Ordensbrüder in der ganzen Welt - , um zu erfahren, was sich in Übersee oder England, aber vor allem in den Herrschaftsgebieten der verhassten Habsburger und Spanier tut. Seine Ziele: nach innen die Macht des Königs stärken und nach außen den österreichischen Kaiser und seine Verbündeten schwächen. Letzteres rückt mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs in den Fokus.

Diplomat auf höchster Ebene

Sein diplomatisches Meisterstück gelingt Père Joseph 1630 beim Regensburger Kurfürstentag. Es ist eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen er nicht im Hintergrund bleibt, sondern als Unterhändler Richelieus sichtbar wird. Durch geschickte Propaganda bei den Diplomaten treibt er die Isolierung von Ferdinand II. von Österreich voran - mit Erfolg. Außerdem berät er den schwedischen König, an dessen Seite Frankreich später in den Krieg eintritt.

Eigentlich ist Père Joseph als Nachfolger des ständig kränkelnden Richelieus vorgesehen. Doch der Pater stirbt mit 61 Jahren plötzlich an den Folgen eines Schlaganfalls.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Sabine Mann
Redaktion: David Rother​

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