21. August 1991 – Todestag von Oswald von Nell-Breuning

Stand: 05.08.2021, 09:48 Uhr

Oswald von Nell-Breuning ist von ganzem Herzen katholischer Theologe. Und er ist der Meinung, dass sich die Kirche nicht nur um das jenseitige Seelenheil ihrer Schafe zu kümmern habe, sondern um die soziale Gerechtigkeit im Hier und Jetzt.

Mit seiner Kritik am "neoliberalen Schmarrn" einer allein am Wachstum orientierten Wirtschaftspolitik wird er zum "Nestor der katholischen Soziallehre".

Oswald von Nell-Breuning, Jesuit (Todestag, 21.08.1991) WDR ZeitZeichen 21.08.2021 14:33 Min. Verfügbar bis 22.08.2099 WDR 5

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Verzicht aufs väterliche Erbe

Geboren wird Nell-Breuning 1890 als Sohn eines adeligen Weingutsbesitzers in Trier. Dort besucht er dasselbe Gymnasium wie zuvor Karl Marx. Ein Studium der Mathematik und Naturwissenschaften bricht er ab, um sich der Theologie zu widmen. 1911 verzichtet er mit dem Eintritt in den Jesuitenorden auf sein väterliches Erbe.

1928 promoviert Nell-Breuning über die "Grundzüge der Börsenmoral". Zwei Jahre später wird er Professor für Moraltheologie, Kirchen- und Gesellschaftsrecht an der jesuitischen Hochschule in Sankt Georgen. Als Ghostwriter des Papstes verfasst er eine Enzyklika, die unter anderem die freiheitliche Eigenverantwortung des Individuums und die Bedeutung der Gewerkschaften thematisiert.

Gegen Kapitalismus und Marxismus

Im Nationalsozialismus geht Nell-Breuning in die innere Emigration. Erst 1945 nimmt er sein Engagement für Arbeitnehmer und Sozialstaat wieder auf. Anders als andere Geistliche bleibt er dabei nicht in Kirche und Kloster, sondern besucht Gewerkschaftsvertreter und Sozialdemokraten. Dabei wendet er sich gegen die Auswüchse des Kapitalismus ebenso wie gegen die Unfreiheiten des Marxismus.

"Wir Katholiken waren so in ein Getto eingesperrt, dass wir uns zurechtkonstruiert haben, was die anderen denken, statt uns mit den anderen zu unterhalten", wird er sich später erinnern. Das will er ändern. In der Öffentlichkeit wird er zum "Rebellen in der schwarzen Kutte".

Einen Tag pro Woche Erwerbsarbeit

Bis zuletzt gibt der unbequeme Theologe keine Ruhe in seinem Kampf für einen am Gemeinwohl orientierten Wohlfahrtsstaat. Auch als Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft plädiert er dafür, "das wirtschaftliche Wachstum bewusst zu begrenzen, um dadurch für andere Dinge, für kulturell wertvollere und wichtigere Dinge Raum zu lassen".

Am Ende seines Lebens spricht sich Nell-Breuning vor dem Hintergrund gestiegener Arbeitsproduktivität in diesem Sinne dafür aus, die Erwerbsarbeit für den Einzelnen auf einen Tag pro Woche zu reduzieren und die freigesetzte Zeit in sinnvolle soziale Arbeit zu investieren. Er stirbt am 21. August 1991 im Alter von 101 Jahren in Frankfurt am Main.

Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph Vormweg
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. August 2021 an Oswald Nell-Breuning. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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