23. März 1783 - Mozart spielt im Wiener Burgtheater vor Kaiser Joseph II.

Wenn sogar Kaiser Joseph II. begeistert Beifall klatscht, sitzt vermutlich ein Genie am Klavier: Mozarts Konzert im März 1783 am Burgtheater ist ein voller Erfolg - und sein Durchbruch in Wien.

Im Frühjahr 1783 ist Wolfgang Amadeus Mozart 27 Jahre alt. Ein Dreivierteljahr zuvor hat er Constanze Weber geheiratet. Im Sommer erwarten die beiden ihr erstes Kind. Die Enge der kleinen Bischofsstadt Salzburg hat Mozart längst hinter sich gelassen. Er lebt als freischaffender Musiker in Wien.

Mozart hat sich inzwischen einen Namen gemacht. Seine Kompositionen sind nicht nur beliebt, sie werden auch gedruckt und verkauft. Seine Unterrichtstätigkeit ist ebenfalls gefragt. Außerdem hat sich auf den Opernbühnen des deutschen Sprachraums sein Singspiel "Die Entführung aus dem Serail" durchgesetzt, das im Sommer 1782 in Wien uraufgeführt worden ist.

Mozart improvisiert vor dem Kaiser (am 23.3.1783) WDR ZeitZeichen 23.03.2023 14:54 Min. Verfügbar bis 23.03.2099 WDR 5

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Volle Logen, lauten Beifall vom Kaiser

Mozart ist damals vor allem als Komponist von Klaviersonaten bekannt, die er als Pianist selbst spielt. Der Musiker gibt in Wien etliche Konzerte. Über deren Programme ist jedoch wenig bis nichts überliefert. Die große Ausnahme bildet die sogenannte Akademie vom 23. März 1783. Akademien sind Konzerte, die von Privatpersonen an öffentlichen Orten aufgeführt werden.

An diesem Fastensonntag - zweieinhalb Wochen nach Fasching - ist das Programm im Wiener Burgtheater lang. Mozart zählt später in einem Brief an seinen Vater Leopold zehn Stücke auf. "Das Theater hätte unmöglich voller sein können, und alle Logen waren besetzt", schreibt Wolfgang Amadeus Mozart nach Salzburg. "Das Liebste aber war mir, daß Seine Majestät der Kaiser auch zugegen war und was für lauten Beifall er mir gegeben."

Gleich zwei Klavierkonzerte

Zu Beginn dirigiert Mozart den Anfang der "Haffner"-Sinfonie. Sie war noch in seiner Geburtsstadt Salzburg als Auftragsarbeit entstanden und dem dortigen Bürgermeister Sigmund Haffner, dem Jüngeren, gewidmet. Das Finale der Sinfonie hält sich Mozart bis zum Ende der Akademie auf - ein damals üblicher Trick, um das Publikum im Saal zu halten.

Anschließend singt Aloysia Lange, Mozarts Schwägerin, eine Arie aus seiner Oper "Idomeneo". Neben ihr treten an diesem Sonntag auch ein deutscher Tenor und eine österreichische Sopranistin auf. Mozart präsentiert außerdem gleich zwei Klavierkonzerte: Zunächst spielt er ein ganz frisches Werk, das Konzert KV 415. Später folgt sein allererstes Klavierkonzert KV 175, das aus dem Jahr 1773 stammt. Den letzten Satz davon ersetzt Mozart jedoch durch einen neuen, der heute ein eigenständiges Werk ist.

Des Kaisers Zufriedenheit ist "ohne Gränzen"

Für den Kaiser spielt Mozart sogar eigens eine kleine Fuge, denn Joseph II. liebt Fugen. Möglicherweise improvisiert Mozart dabei. Das gilt auch für einige Variationen am Hammerflügel. Darunter ist die Variation der Arie "Unser dummer Pöbel meint" aus den "Pilgrimmen von Mekka" nach einem Thema des Komponisten Christoph Willibald Gluck.

Obwohl die Akademie bereits einige Stunden dauert, sitzt Kaiser Joseph II. noch immer in seiner Loge - was außergewöhnlich ist. Der Musikliebhaber besucht jeden Tag Proben. Doch normalerweise hört er sich bei solchen Veranstaltungen nur die ersten paar Stücke an. Bei dieser Akademie bleibt er bis zum Schluss. "Seine Zufriedenheit war ohne Gränzen", schreibt Mozart an seinen Vater.

Gutbezahlter Karrieresprung

Am Ende dirigiert Mozart noch das Finale jener Sinfonie, mit der er mehrere Stunden zuvor die Veranstaltung eröffnet hat. Die Akademie ist für ihn ein finanzieller Erfolg. Die Einnahmen werden auf 1.600 Gulden geschätzt - eine Summe, für die höhere Angestellte rund vier Jahre lang arbeiten müssen.

Allerdings muss der freischaffende Künstler auch für die Saalmiete und das Honorar der Musiker aufkommen. Doch das unternehmerische Risiko hat sich gelohnt. Die Akademie ist Mozarts Durchbruch als konzertierender Komponist in Wien.

Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph Vratz
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. März 2023 an Mozarts Improvisation vor Kaiser Joseph II. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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