7. Oktober 1866 - Todestag der Malerin Louise Seidler

Stand: 01.10.2021, 10:27 Uhr

Geboren wird die Malerin Louise Seidler im Mai 1786 in Jena. Gefördert durch ihren väterlichen Freund Johann Wolfgang von Goethe wird sie eine der bedeutendsten Malerinnen der Romantik.

Louises Vater ist der Universitäts-Oberstallmeister August Seidler, dessen Familie über Generationen im Dienst des Herzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach steht.

Louise Seidler, Malerin (Todestag, 07.10.1866) WDR ZeitZeichen 07.10.2021 14:32 Min. Verfügbar bis 08.10.2099 WDR 5

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Gelegentlich, manchmal für mehrere Monate, kommt der oberste Kulturbeamte des Landes nach Jena, Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe. Seine Dienstwohnung im herzoglichen Schloss liegt direkt neben der der Familie Seidler.

Tante Dorettes gewagte Vorstellungen von Frauenbildung

In der Universitätsstadt Jena und insbesondere im Elternhaus erhält Louise Seidler vielfältige Anregungen in Kunst, Musik und Literatur. Eine Tante namens Dorette vermittelt dem jungen Mädchen ihre damals ziemlich gewagten Vorstellungen von Frauenbildung.

Außer in Jena spielt sich Louises Leben in ihren frühen Jahren auch in Weimar Gotha ab. Dort besucht sie ein Mädchenpensionat und lernt Zeichnen.

Studium und Kopien der alten Meister

Nach einem Besuch in der Kunststadt Dresden reift Seidlers Entschluss, Malerin zu werden. Hier erhält sie Zeichenunterricht bei Christian Leberecht Vogel und Gerhard von Kügelgen.

Die Kunsthistorikerin Sylke Kaufmann erklärt dazu, dass Gerhard von Kügelgen viele Schülerinnen unterrichtete und versuchte, in die Damen zu investieren, sie ernsthaft auszubilden. Die Porträtauffassung Luise Seidlers ist, laut Kaufmann, "wirklich von Gerhard Kügelgen beeinflusst worden."

Seidler arbeitet in Dresden intensiv in der sogenannten "Galerie", studiert und kopiert insbesondere alte Meister. 

Bestärkt durch Johann Wolfgang von Goethe

Goethe-Portrait der Malerin Louise Seidler | Bildquelle: mauritius images / The Picture Art Collection / Alamy

In Dresden begegnet Louise Seidler erneut Goethe. Er ist beeindruckt von der Kopie eines italienischen Barockmeisters, die Louise gemalt hat. Die Folge ist eine Sensation: Goethe, die prominenteste Kunstautorität Deutschlands, will sich von der 24-Jährigen malen lassen. Eine weitere Bestärkung für Louise Seidler, professionelle Künstlerin zu werden.

Das Goethe-Porträt ist der Beginn ihrer Karriere. Seidler studiert an der Kunstakademie in München und reist 1818 nach Rom, wo sie fünf Jahre lebt und arbeitet.

Erste Museumsdirektorin in Deutschland

1824 kehrt sie zurück nach Weimar und wird mit 37 Jahren von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach zur Kustodin der herzoglichen Gemäldesammlung ernannt.

Damit ist Louise Seidler in Deutschland sozusagen die erste Leiterin einer Gemäldesammlung oder in heutiger Diktion: Museumsdirektorin. Und sie malt, bis sich die Augen eintrüben, unermüdlich weiter.

Der graue Star und Träume von der guten alten Zeit

Der graue Star beendet ihre Schaffenszeit. "Da mich das entsetzliche Schicksal betroffen, dass sich seit dreieinhalb Jahr der graue Star auf meine Augen gesetzt und immer mehr zunimmt, sodass ich schon alles im Nebel sehe, an kein Lesen, wie viel weniger Malen, Zeichnen zu denken ist… So sehe ich einsam, nur auf eine treue Magd angewiesen, der dunklen Zukunft entgegen… Mein Atelier ist noch im alten Zustand, ich träume mich dort in die gute alte Zeit, wo die heilige Kunst mein Leben so reich macht."

Louise Seidler stirbt am 7. Oktober 1866 im Alter von 80 Jahren. Sie ist für ihre Mitmenschen eine der letzten leibhaftigen Repräsentanten der Goethe-Zeit. Sie unterhält ein riesiges Netzwerk und wird gerühmt als „Virtuosin der Freundschaft“.      

Autorin des Hörfunkbeitrags: Hildegard Schulte
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 07. Oktober 2021 an Louise Seidler. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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