4. Juni 1941 - Geburtstag von Michael Grüber

Stand: 04.06.2021, 10:20 Uhr

So, wie Peter Stein der große Diskutierer des deutschen Theaters ist, so ist Klaus Michael Grüber der große Schweiger. Für den Regisseur sollen sich die Schauspieler vom Erlernten befreien und nicht auf Effekte zielen. Mit nur ganz sparsamen Anweisungen. Und eher sanften Eingriffen während der Proben.

"Oft hat er ganz zart so gut wie nichts gesagt", erinnert sich Udo Samel an die Proben zu Shakespeares "Hamlet". Da sei "aus dem Dunkel plötzlich ein lautes Pss" gekommen. "Und es war Stille auf der Bühne."

Klaus Michael Grüber, Regisseur (Geburtstag, 04.06.1941) WDR ZeitZeichen 04.06.2021 14:56 Min. Verfügbar bis 05.06.2099 WDR 5

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Welterfolge in Berlin

Geboren wird Grüber am 4. Juni 1941 als Sohn eines Pfarrers in Neckarelz in Baden-Württemberg. Zwei Jahre lang studiert er an der Schauspielschule in Stuttgart, 1962 wird er Regieassistent und Mitarbeiter von Giorgio Strehler am Mailänder Piccolo Teatro. Als Regisseur debütiert er 1967 mit Brechts "Der Prozess der Jeanne d'Arc zu Rouen 1431". Stationen unter anderem in Zürich, Feiburg und Bremen folgen.

1972 geht Grüber an die Schaubühne am Halleschen Ufer nach Berlin. Hier lernt er Ellen Hammer kennen, die fortan seine Inszenierungen diskret und unverzichtbar im Hintergrund begleitet. 1974 erlebt Grüber mit "Die Bakchen" von Euripides auf dem Messegelände am Funkturm seinen internationalen Durchbruch.

Wie generell, so arbeitet er auch hier mit bildenden Künstlern wie Gilles Aillaud oder Eduardo Arroyo zusammen, die das Bühnenbild entwerfen. Es folgen spektakuläre Inszenierungen wie 1975 "Empedokles – Hölderlin lesen" oder die "Winterreise im Olympiastadion" (1977).

Die Angst der Jeanne Moreau

Wie fruchtbar die Zusammenarbeit mit Grüber auch für Schauspieler sein kann, zeigt sich unter anderem 1986, als der Regisseur unter anderem für die Salzburger Festspiele Peter Handkes Übertragung des "Prometheus" von Aischylos inszeniert: In seiner Wahlheimat Paris umjubelt man derweil eine Apfel schälende Jeanne Moreau in Grübers Fassung von Hermann Brochs "Erzählung der Magd Zerline": Zuvor war Moreau vom Regisseur so verunsichert gewesen, dass sie ihn gebeten hatte, die Produktion abzubrechen.

Aber auch Grüber wird durch seine Schauspieler verängstigt, Proben übersteht er zunehmend nur noch unter Alkoholeinfluss. 1988 inszeniert er mit Eugène Labiches "Die Affäre Rue de Lourcine" eine Komödie mit Udo Samel in der Hauptrolle. Trotzdem bleibt er eher der Regisseur der Kenner: Das breite Publikum bevorzugt Peter Stein oder Robert Wilson.

Grüber stirbt 2008 auf Belle-Ile-en-Mer vor der bretonischen Küste.

Autor des Hörfunkbeitrags: Heide Soltau
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Juni 2021 an Klaus Michael Grüber. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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