26.08.1849: Faustin Soulouque wird als Kaiser von Haiti ausgerufen

Da Faustin Soulouque weder schreiben noch lesen kann, scheint er den Machthabern auf Haiti als idealer Präsident, den sie gut lenken können. Doch der Plan geht nicht auf.

Vom Sklaven zum Kaiser von Haiti: Faustin I. WDR Zeitzeichen 26.08.2024 14:47 Min. Verfügbar bis 27.08.2099 WDR 5


Geboren wird Faustin Soulouque 1782 auf einer Plantage in Haiti, seine Eltern sind beide Sklaven. Elf Jahre später wird die Sklaverei abgeschafft. Die Macht erlangen aber künftig nicht die zahlenmäßig dominierenden Schwarzen, sondern die Haitianer mit je einem schwarzen und weißen Elternteil. Sie wurden früher aus der Sklaverei befreit, gelten als gebildeter.

Auch der Schwarze Faustin Soulouque lernt weder lesen noch schreiben, kann aber beim Militär Karriere machen. Im Unabhängigkeitskampf gegen die französische Kolonialmacht steigt er zum General auf. 1847 wählt ihn der Senat zum Präsidenten von Haiti. Durch seinen in der Armee gezeigten Gehorsam gilt der 64-Jährige als besonders geeignet für die gängige "Stellvertreterpolitik". Dabei sucht sich die hellhäutigere politische Elite einen Schwarzen, den sie wie eine Marionette führen kann.

Bei Faustin Soulouque geht die Strategie jedoch nicht auf. Im April 1848 ordnet der Präsident an, einen Teil der bisherigen politischen Führungsriege brutal zu eliminieren. Ein Jahr später, am 26. August 1849, lässt er sich vom Senat zum Kaiser ausrufen. Für seine Krönungsfeierlichkeiten greift Faustin I. tief in die Staatskasse. Er ordert eine Krone in Paris und legt sich nach französischem Vorbild einen eigenen Hofstaat an.

Politisch regiert Faustin I. immer brutaler, selbst ehemalige Weggefährten lässt er verschwinden. 1859 ist Schluss damit. General Fabre Nicolas Geffrard putscht mit 6.000 Soldaten gegen den Kaiser, der daraufhin nach Jamaika fliehen muss.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christoph Vormweg:
  • Wer das größte Vorbild für Faustin I. ist,
  • mit welcher mörderischen Willkür er regiert hat,
  • warum Haiti Geld an seine ehemalige Kolonialmacht Frankreich bezahlt,
  • über den Rassismus internationaler Zeitungen.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Anne Brüske (Kultur- und Literaturwissenschaftlerin, Professorin für Räumliche Dimensionen kultureller Prozesse an der Uni Regensburg)
  • Léon-François Hoffmann (unter Mitarbeit von Carl Hermann Middelanis): "Faustin Soulouque d'Haïti dans l'histoire et la littérature. Paris 2007
  • Walter L. Bernecker: Kleine Geschichte Haitis. Frankfurt am Main 1996

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christoph Vormweg
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Suvak
Technik: Thomas Bleul

Download