12. Mai 1921 - Geburtstag von Joseph Beuys

Stand: 12.05.2021, 10:20 Uhr

"Jeder Mensch ist ein Künstler." So lautet der wohl bekannteste und am häufigsten missverstandene Satz von Joseph Beuys. Denn Beuys will nicht behaupten, dass jeder Mensch ein zweiter Picasso wäre. Der Satz zielt direkt auf seinen gesellschaftlich erweiterten Kunstbegriff.

Für Beuys ist jeder Mensch ist deshalb ein Künstler, weil er seine Umwelt schöpferisch umgestalten kann. In diesem Sinn kann er "ein sozialer Gestalter der Zukunft" sein.

Joseph Beuys, Künstler (Geburtstag, 12.05.1921) WDR ZeitZeichen 12.05.2021 14:55 Min. Verfügbar bis 13.05.2099 WDR 5

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Mit dieser Grundidee wird der Mann mit dem Filzhut und der Anglerweste einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts.

Mit Fünf alles gesehen?

Geboren wird Beuys am 12. Mai 1921 in Krefeld. Groß wird er in Kleve. Schon mit fünf Jahren will er laut eigener Aussage aus dem Leben scheiden, weil er glaubt alles von der Welt gesehen zu haben,. Tatsächlich ist Beuys schon als Kind extrem neugierig, sammelt botanisches und zoologisches Wissen, das später in seine Kunst einfließt. Und er entwickelt schon früh ein Bewusstsein dafür, dass jede psychische Krise heilend zur erneuernden Auferstehung führt.

Vor dem Abitur brennt Beuys mit einem Wanderzirkus durch. Dann entdeckt er die Skulpturen Wilhelm Lehmbrucks und kommt durch ihn zur Plastik. Aber zunächst meldet er sich 1940 zur Luftwaffe, vier Jahre später stürzt er als Bordfunker mit seiner Stuka über der Krim ab. Die Legende, dortige Tataren hätten ihn 14 Tage lang mit Fett und Filz gesund gepflegt, rechtfertigt im Nachhinein seine Energie und Wärme spendenden Lieblingsmaterialien.

Von der Depression zur Professur

1951 wird Beuys Meisterschüler bei Ewald Mataré, für den er unter anderem an der "Pfingsttür" am Südportal des Kölner Doms arbeitet. Aus einer Depression wegen Liebeskummer und Erfolglosigkeit findet er auf dem Hof der Familie van der Grinten am Niederrhein heraus. Deren Söhne werden auch seine ersten Sammler.

1957 zieht Beuys nach Kleve, zwei Jahre später heiratet er Eva-Maria Wurmbach, die bis heute seinen Nachlass verwaltet. 1961 wird er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, wo Katharina Sieverding, Blinky Palermo und Jörg Immendorff seine Schüler sind.

Anfan der 1970er Jahre kommt es zum Skandal, als Beuys alle abgewiesenen Anwärter in seine Klasse aufnehmen will und mit ihnen das Sekretariat besetzt: 1972 wird er deshalb von NRW-Wissenschaftsminister Johannes Rau (SPD) entlassen. Ein Rechtsstreit endet 1980 mit einem Vergleich, der Beuys das Akademieatelier und den Professorentitel sichert.

Mitbegründer der Grünen

Da ist Beuys dank mehrerer documenta-Teilnahmen und spektakulärer Aktionen, darunter "Wie man einem toten Hasen die Bilder erklärt" (1965) und "I like America and America likes me" (1974) schon weltberühmt – eine Retrospektive im New Yorker Guggenheim 1979 inklusive.

1980 gehört Joseph Beuys zu den Mitbegründern der "Grünen", für die er 1979 als Kandidat für das Europaparlament antritt. Er stirbt 1986 in Düsseldorf.

Autor des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Hildegard Schulte

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Mai 2021 an Joseph Beuys. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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