23. Mai 1842 – John Bennet Lawes meldet Kunstdünger zum Patent an

Stand: 17.05.2022, 08:27 Uhr

Ohne John Bennet Lawes wäre die Industrielle Revolution wohl anders ausgegangen. Der Agrarwissenschaftler sichert mit seinem Kunstdünger die Ernährung der Arbeiter in den Städten. Einst Segen, entpuppt sich der Dünger heute als ökologisches Problem.

Nach seinem Chemie-Studium in Oxford zieht es John Bennet Lawes zurück auf das Familiengut Rothamsted Manor, wo er 1814 geboren wurde. Der junge Wissenschaftler steckt voller Neugier und soll – zum Leidwesen seiner Mutter – eines der schönsten Schlafgemächer in ein Labor verwandelt haben.

"Ich fürchte, es hat den Seelenfrieden meiner Mutter gestört, dort Einbrenner, Retorten und alle möglichen Apparate und Reagenzien, die man für chemische Forschung benötigt, installiert zu sehen", erinnert er sich später.

Kunstdünger wird zum Patent angemeldet (am 23.05.1842) WDR ZeitZeichen 23.05.2022 14:49 Min. Verfügbar bis 23.05.2099 WDR 5

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Warnung vor Verelendung der Menschen

Der Landsitz liegt rund 40 Kilometer von London entfernt und ist mit den umliegenden Feldern der ideale Ort für seine Ideen: Der neugierige und fleißige Lawes will die Ernten erhöhen. Denn immer mehr Menschen leben in Städten und müssen mit Lebensmitteln versorgt werden, die immer weniger Landarbeiter produzieren.

Seinerzeit warnen bereits Ökonomen wie Thomas Robert Malthus eindringlich vor einer Verelendung der Menschen, weil die Bevölkerungszahl schneller als die Nahrungsmittelproduktion wachse.

Ein Gemisch aus Knochen und Schwefel

Dank der Erkenntnisse des deutschen Chemikers Justus von Liebig ist bekannt, dass Pflanzen mehr brauchen als Wasser und die im Boden vorhandenen Nährstoffe. Aber was kann hinzugefügt werden, damit die vorhandenen Äcker mehr abwerfen?

Lawes experimentiert mit Tierabfällen wie Knochen, verkohlt sie und behandelt sie mit Schwefelsäure. Das Gemisch streut er auf seine umliegenden Versuchsfelder – mit beachtlichem Erfolg. Rothamsted Manor wird wegen seiner exorbitanten Erträge bald zum Stadtgespräch.

Kunstdünger wird populär

Am 23. Mai 1842 meldet John Bennet Lawes sein Superphosphat als Kunstdünger zum Patent an. Gemeinsam mit seinem lebenslangen Freund Joseph Henry Gilbert baut er seine Versuche danach weiter aus. Die Beiden stehen aber nicht nur im Labor, sondern entwickeln konkrete Handlungsanweisungen für den Gebrauch von Dünger.

So können Landwirte schneller von ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren. Unterstützt werden die zwei Chemiker von ihren Ehefrauen. Da Gilbert fast blind ist, hilft ihm seine Frau Maria beim Lesen wissenschaftlicher Abhandlungen. Caroline Lawes zeichnet die Versuche.

Überdüngung schadet der Umwelt

Mehr als fünf Jahrzehnte arbeiten die Vier so zusammen und entwickeln Grundlagen für die moderne Landwirtschaft. Lawes wird von Königin Victoria zum Baronet erhoben, Gilbert zum Ritter geschlagen. Erst Jahre nach ihrem Tod – Lawes stirbt 1900, Gilbert ein Jahr später – zeigen sich die Nachteile des Düngens.

Die intensive Düngung im 20. Jahrhundert bringt das Ökosystem gefährlich ins Wanken. Heute arbeiten Agrarchemiker:innen in den Fußstapfen von Lawes und Gilbert vor allem daran, dass die Ernten im Einklang mit Umwelt und Klima optimiert werden.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Geuer
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Mai 2022 an John Bennet Lawes. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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