4. September 1781 - 44 Siedler gründen Los Angeles

Stand: 30.08.2021, 10:00 Uhr

"Nachdenkend über die Hölle finde ich, der ich in Los Angeles lebe: Sie muss Los Angeles gleichen", beschreibt Bertolt Brecht sein Exil. Wie kaum eine andere Metropole polarisiert die "Stadt der Engel". Dabei hatte einst alles so friedlich begonnen.

44 Siedler gründen Los Angeles (am 04.09.1781) WDR ZeitZeichen 04.09.2021 14:47 Min. Verfügbar bis 05.09.2099 WDR 5

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Der spanische König III. will Ende des 18. Jahrhunderts auch Kalifornien, den hintersten Winkel seines riesigen Kolonialreiches, besiedeln lassen – um Russen und Amerikanern zuvorzukommen. Von Mexiko aus schickt er zunächst Soldaten und Priester, dann Bauern.

Am 4. September 1781 setzen die Oberhäupter von elf spanischen Farmerfamilien – alle Analphabeten – ihre Kreuze unter die Gründungsurkunde des Dorfes mit dem frommen Namen: "El Pueblo de Nuestra Senora, La Reina de Los Angeles" – "das Dorf unserer lieben Frau, der Königin der Engel."

315 Einwohner 12.500 Rinder

Ein beeindruckender Name für gerade einmal 44 Siedler. Die ansässigen Native Americans vom Volk der Tongva begrüßen die Neuankömmlinge freundlich und offen, viele lassen sich bald taufen. Sie ahnen nicht, dass sie durch Zwangsarbeit und Krankheit bald nahezu ausgerottet sein werden.

Doch das Dorf wächst stetig, allerdings in erster Linie durch Rinder: Im Jahr 1800 kommen auf 315 Einwohner 12.500 Rinder. Auch als 1846 die jungen Vereinigten Staaten Kalifornien erobern, bleibt "Los Angeles" oder "L.A." – wie man es nun nennt – ein kleines, staubiger Viehtreiber-Nest, wohin es kaum jemanden verschlägt.

Kampf gegen die Gewerkschaften

Erst mit den neuen Eisenbahnlinien, die sich in L.A. kreuzen, strömen die Menschen in die Stadt, zumal in der Nähe Öl gefunden wird. Zahlreiche Unternehmen siedeln sich nun an. Denn anders als in San Francisco werden in Los Angeles Gewerkschaften rigoros bekämpft, ein Standortvorteil aus Sicht der Unternehmer. Die Zahl der Einwohner wächst von 6.000 im Jahr 1870 auf 320.000 im Jahr 1910.

"Hollywood" - Treffpunkt der Schönen und Reichen | Bildquelle: WDR / dpa

Und im Gegensatz zu New York und Chicago scheint in Los Angeles fast immer die Sonne. Das überzeugt auch die gerade entstehende Filmbranche, die an die Westküste übersiedelt. Da es noch keine leistungsstarken Scheinwerfer gibt, ist das viele Sonnenlicht ideal für Stummfilm-Western und Slapstick-Komödien. Im eingemeindeten Stadtteil "Hollywood" drehen die Filmschaffenden einfach in Studios ohne Dach.

Traumfabrik Hollywood

Glamour und Glitzer der Filmbranche bringen den endgültigen Durchbruch für die neue Metropole Los Angeles. In der "Traumfabrik" entstehen die großen Kinofilme, die von Südkalifornien aus den Weg in die weltweiten Kinos finden – bis heute. Und Hollywood prägt das Image der Stadt als exklusive Heimat für die "Schönen und Reichen".

Das gefällt nicht jeden. Die Exilanten aus Deutschland und Europa etwa beschreiben die Stadt Anfang der 40er Jahre als "oberflächlich, verlogen und gnadenlos kapitalistisch". "Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen, fahre ich zum Markt, wo Lügen gekauft werden. Hoffnungsvoll reihe ich mich ein unter die Verkäufer", notiert Bertolt Brecht über seine Jahre im Exil.

Welthauptstadt der Pornoindustrie

Seither hat die gesellschaftliche Polarisierung weiter zugenommen. Nirgendwo sonst wird so viel Musik produziert, so viele Serien und Spielfilme. Allerdings: Der Stadtteil San Fernando ist auch die Welthauptstadt der Pornoindustrie, die längst mehr umsetzt als das "saubere" Hollywood.

Während die Mittelschicht heute nur noch ein Drittel der Bewohner stellt, wächst die Zahl der Armen – und die der Reichen. In den Nobelgegenden werden die Villen immer teurer, während anderswo die Mordrate acht Mal über dem Landesdurchschnitt liegt.

Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Pfaff

Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. September 2021 an die Gründung von Los Angeles. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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