30.10.1889: Geburtstag der Gynäkologin Anne-Marie Durand-Wever

Anne-Marie Durand-Wever ist eine Ärztin, die etwas verändern will. Schon in den 1920er-Jahren kämpft sie in der Weimarer Republik für die Entkriminalisierung von Abtreibungen.

Anne-Marie Durand-Wever sagt bereits Anfang des 20. Jahrhunderts: Eine Frau sollte immer die Wahl haben, ob sie ihre Schwangerschaft tatsächlich austrägt. Sie gehört zu der ersten Riege von Gynäkologinnen in Deutschland. In einer Zeit, wo nur sehr wenige Frauen zum Studium zugelassen werden.

Anne-Marie Durand-Wever kämpft als Ärztin auch in der Zeit der Weimarer Republik in der Sexualreformbewegung und fordert die Streichung des § 218. Sie führt mit anderen Akteurinnen in der Frauenbewegung Debatten und wird mit zur Wegbereiterin der Sexualaufklärung und Empfängnisverhütung.

1933 schließen die Nationalsozialisten die politisch engagierte Ärztin wegen ihrer konträren Ansichten über Geburtenkontrolle, Verhütung und Sexualerziehung aus der Reichsschrifttumskammer aus. Ihre Schriften landen auf dem Index.

Im Juni 1945 eröffnet Durand-Wever eine neue Praxis in Berlin und engagiert sich auch wieder ehrenamtlich. 1952 wird sie Mitbegründerin von Pro Familia in Kassel und für zehn Jahre auch Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung.


In diesem Zeitzeichen erzählt Melahat Simsek:

  • welchen positiven Einfluss ihre Geburt als Diplomatenkind auf Anne-Marie Durand-Wevers Leben hat,
  • wie Durand-Wever mehrere Jahre als Assistenzärztin in der Gynäkologie verschiedener Münchner Kliniken tagtäglich hautnah die Auswirkungen des § 218 erlebt,
  • warum Durand-Wever nur ein Jahr nach ihrer Wahl das Amt der Bundesvorsitzenden des Demokratischen Frauenbunds Deutschlands wieder niederlegt.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartnerinnen:

  • Dr. Jessica Bock, Historikerin, Digitales Deutsches Frauenarchiv
  • Regine Wlassitschau, Pro Familia, Frankfurt
  • Anne-Marie Durand-Wever: Als die Russen kamen. Tagebuch einer Berliner Ärztin, unveröffentlichtes Manuskript
  • Atina Grossmann: Juden, Deutsche, Alliierte - Begegnungen im besetzten Deutschland. Göttingen 2012
  • Jutta Buchin: Ärztinnen im Kaiserreich. Charité Berlin 2005

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Melahat Simsek
Redaktion: Christoph Tiegel, Frank Zirpins
Technik: Thomas Bleul