ZeitZeichen

Im Jahr 1164 stirbt die Äbtissin Héloïse

Stand: 29.10.2019, 14:23 Uhr

Was ist wahr und was ist professorale Phantasie? Das Liebesdrama um Abaelard und Héloïse reizt bis heute zu schmachtenden Überschriften unter dem Motto "Nur die Liebe zählt". Die Geschichte einer verhinderten Liebe, voller Tragik und Treue bis in den Tod.

Von Marko Rösseler

Aber stimmt die so? In kurzen Worten könnte die Geschichte auch anders erzählt werden.

Ein Professor in fortgeschrittenen Jahren namens Abaelard verführt seine gerade mal 17-jährige Schülerin Héloïse. Der lüsterne Gelehrte entführt sie, Héloïse bringt ein Kind zur Welt, muss gegen ihren Willen den Professor heiraten. Der Onkel des Mädchens sinnt auf Rache und lässt Abaelard in einer Nacht- und Nebel-Aktion kastrieren. Héloïse macht Karriere als Ordensfrau und stirbt. Auch der kastrierte Abaelard geht ins Kloster, denkt sich dort - ganz allein - einen Briefwechsel mit Héloïse aus, bei dem er natürlich sehr ehrenvoll davonkommt und der später als Vorlage für die große Liebesgeschichte dient.

War es am Ende so? Wenn, dann dürfte Héloïse in ihrem Grab rotieren, denn das muss sie sich mit Abelaerd bis heute teilen - auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise wurden die sterblichen Überreste der beiden zusammengetragen.

Redaktion: Hildegard Schulte

Héloïse, Äbtissin (Todesjahr 1164) WDR ZeitZeichen 26.12.2019 14:53 Min. Verfügbar bis 23.12.2099 WDR 5

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