Welche Worte, Gedanken von Jürgen Habermas waren Ihnen wichtig?

Wie steht es um unsere Demokratie, was macht ihre Qualitäten aus? Zu seinem 95. Geburtstag ein Blick auf die demokratie-theoretischen Thesen von Jürgen Habermas, der die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland als Philosoph und öffentlicher Intellektueller hinterfragt und begleitet hat.

Der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas, geboren am 18. Juni 1929, aufgewachsen in Gummersbach, ist ein international angesehener Theoretiker, er gilt als einer der meistzitierten Denker weltweit. In seinem facettenreichen Werk, das man der Denkschule der Kritischen Theorie zurechnen kann, hat die Demokratie-Theorie eine zentrale Bedeutung.

Zur Struktur der Demokratie forscht und publiziert Habermas seit den 1950er Jahren. Er verstand sich dabei immer als Philosoph, der eine Doppelrolle inne hat: Hier die Theorie – da der öffentliche Diskurs, die Debatte einer demokratischen Zivilgesellschaft. In der Bundesrepublik Deutschland prägte Habermas diese Debatten über Jahrzehnte.

Der Kulturwissenschaftler Philipp Felsch | Bildquelle: privat

Damit ist man schon mittendrin im theoretischen Universum von Jürgen Habermas: Er ist ein Vertreter des Konzepts einer deliberativen Demokratie – also einer demokratischen Gesellschaft, die von öffentlicher Debatte und Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger geprägt ist. Diese Teilhabe ist so etwas wie ein Input für die handelnde Politik.

Der Blick von Habermas auf die Demokratie in Deutschland hat sich mit den Jahren und Jahrzehnten gewandelt: Anfangs plädierte er für einen demokratischen Sozialismus, überzeugt davon, dass die Gesellschaft nach der NS-Zeit Demokratie erst einmal lernen müsse. Später vertrat er die Idee der deliberativen Demokratie. Dann betonte er das utopische Potential eines demokratischen Rechtsstaats, dessen Gesellschaft sich entscheidend gewandelt – und demokratisiert – hatte.

Ein zentraler Aspekt in Habermas Denken ist die Idee der Vernunft, die dem Denken, dem Kommunizieren, aber auch gesellschaftlichen Prozessen inne wohnt – und zu stetem Fortschritt führt. Diese Idee steht durch die Entwicklungen der letzten Jahre, in denen oft die Unvernunft zu regieren scheint, in Frage. Was bedeutet das für die Struktur der Demokratie?

Wie stabil ist die Demokratie in komplexen Zeiten? Welche Bedeutung haben Diskurs und Debatte – und wie ändert sich das durch die digitalen Medien? Wie schauen Sie auf unsere Demokratie?

Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.

Redaktion: Gundi Große

Literaturhinweis: Philipp Felsch: Der Philosoph. Habermas und wir. Propyläen Verlag, 2024.

Philipp Felsch: Das Lebenswerk von Jürgen Habermas WDR 5 Das philosophische Radio 10.06.2024 56:22 Min. Verfügbar bis 10.06.2025 WDR 5

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