Was bedeutet Fortschritt für Sie?

Fortschritt bedeutet Entwicklung; das Versprechen dahinter ist das der Machbarkeit eines besseren Lebens. Mit Blick auf die ökologischen Konsequenzen, die heute bedrohlicher und deutlicher denn je sichtbar werden, hat sich aber auch eine gewisse Fortschrittsskepsis etabliert. Eine Skepsis auch gegenüber dem technisch Machbaren, wie es schon der Philosoph Hans Jonas in den 1980er Jahren formulierte – nur ist diese Skepsis heute noch ausgeprägter und umfassender. Macht Fortschritte heute überhaupt noch Sinn?

Zugleich ist es ja so, dass wir – wie viele andere Länder auch – in einer alternden Gesellschaft leben, die von der Stagnation bedroht ist. Es gibt nicht nur Fortschrittsskepsis, sondern auch eine umfassende Veränderungsskepsis. Allerdings brauchen wir notwendig Veränderungen, um die Herausforderungen angehen zu können, denen wir uns konfrontiert sind, insbesondere mit Blick auf die Klimakrise, da herrscht sogar ein enormer zeitlicher Druck. Dieser zugespitzte Veränderungsdruck trifft in der Gesellschaft auf ein Denken der Ansprüche und einer Nichts-ist-möglich-Haltung. Wie könnte sich dieses Dilemma lösen lassen?

Der Philosoph schlägt eine Hinwendung zum "Fortschritt als Ermöglichung" vor. "Der so angesprochene Mentalitätswandel verinnerlicht die Einsicht, dass wir auch anders können, klammert sich nicht an den vermeintlich bewährten Status quo, sondern orientiert sich risikobereit an der Ermöglichung von Veränderungen." Dabei, sagt Heiner Hastedt, geht um das philosophische Konzept zur Deutungsmacht. "Gemeint ist ein Aufbruch nicht in einem bloß ausgedachten Sinne, sondern unter Bedingungen des für Menschen tatsächlich Möglichen." Letztlich gehe es dabei um Vernunft, die ihre eigene Durchsetzbarkeit mit bedenkt.

Hat die Idee des Fortschritts sich erledigt – oder brauchen wir eine neue Idee des Fortschritts? Wie kann man Fortschritt gestalten? Was bedeutet Fortschritt für Sie?

Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.

Redaktion: Gundi Große und Moritz Folk